Der Fremdenverkehrsort ist tot; es lebe die Destination. Destination Building und Destination Branding als räumliche Konstruktionsprozesse

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Anja Saretzki - Speaker

Der derzeitige Stand der IuK-Technologie sowie globaler Transportmöglichkeiten lassen in Verbindung mit postmodernen Reisewünschen nahezu jeden möglichen Ort der Erde zum potenziellen Reiseziel werden. Der einzelnen Ort, der den Tourismus als Entwicklungschance wahrnehmen will und sich damit dem Wettbewerb um den Touristen stellt, steht damit einem globalen touristischen Wettbewerb gegenüber, in dem vor allem Weg-von-Motive das Entscheidungsverhalten der potenziellen Touristen bestimmen. Je weniger bedeutend der einzelne Ort als konkreter Raum somit ist, desto härter ist der räumliche Wettbewerb. Um dieser Herausforderung gerecht zu werden, wird vielerorts der Ruf laut, aus klassischen Fremdenverkehrsorten moderne Destinationen im Sinne strategisch managebarer Wettbewerbseinheiten mit einem entsprechenden Destinationsmanagement zu schaffen. Dabei zählt jedoch weniger die Betrachtung einer geographisch-räumlichen Einheit als Reiseziel (i.S. eines Fremdenverkehrsortes), vielmehr ist die Destination als Amalgam von Möglichkeiten, Angeboten und Images zu verstehen, die sich für den Nachfrager in einem Raum kulminieren.
Ein solches Verständnis von Destination basiert auf einer sozialkonstruktivistischen Sichtweise. Der Prozess des Destination Building zielt auf die Schaffung eines Konstruktes, das im Rahmen des Marketing konzeptualisiert und verhandelt wird, jedoch erst durch die touristische Praxis Gestalt annimmt. Die Vermarktung der Destination beabsichtigt aus dieser Warte nicht die Übermittlung einer Information, sondern lässt sich als kreativer Akt der Konstitution von Sinn verstehen. Auf diese Weise entsteht durch den Prozess der Vermarktung und die daran anschließende konsumptive Inanspruchnahme durch den Touristen eine Art „imagined community“ im Andersonschen Sinne. Destination Building ist aus dieser Sicht eine Art ritualisierte Raumkonstruktion. Auf dem Wege eines rekursiven Prozesses wird über die Sinnebene der Vermarktung zwischen den örtlichen Bereitstellern von touristischen Leistungsfaktoren und den touristischen Nachfragern die Destination als soziales Raumkonstrukt erst hergestellt. Über einen solchen ritualtheoretischen Zugang kann die Destination nicht nur als Produkt des Destination Building verstanden werden, sondern sie lässt sich auch als Praxis und als Text verstehen. Weiterhin ist zu fragen, welchen Impetus derartige Prozesse benötigen und wie sie im Rahmen des Destination Branding genutzt werden, um die Destination als Raumprodukt im Wettbewerb für den Nachfrager eindeutig identifizierbar zu machen. Diese Zusammenhänge werden am Beispiel der „Rote-Rosen-Stadt“ Lüneburg exemplifiziert.
28.11.2008

Event

Konstruktion von Tourismusräumen 2008

28.11.0829.11.08

Lüneburg, Germany

Event: Other