Erstaunlich ist die Zweigleisigkeit der Deutung der Funktionen von Museen in der Gesellschaft und der Diskussion einer professionellen Besucherforschung in Museen. Zum einen gibt es eine relativ umfassende Auseinandersetzung um die Positionen, die Museen heutzutage in Gesellschaften der westlichen Nationen (aber auch anderswo, in Lateinamerika, Asien, Afrika) einnehmen. Zum anderen, und völlig losgelöst, gibt es eine häufig vom Tagesgeschäft initiierte und motivierte Besucherforschung in den Museen. Die Verknüpfung dieser beiden Stränge, so logisch sie auch erscheinen mag, ist bisher kaum geschehen, weil sie zum einen eine gedankliche Verbindung von gesamtgesellschaftlichen Überlegungen mit pragmatischen Planungen im Museum verlangt. Zum anderen tritt die wissenschaftliche Beschäftigung mit Museen im akademischen Sektor bei den alltäglichen Herausforderungen des Museumsgeschäfts so weit in den Hintergrund der Direktoren und Kuratoren, dass die Nützlichkeit sozialwissenschaftlicher Betätigung für das Museum gar nicht erkannt wird.