Zeitschrift für kritische Sozialtheorie und Philosophie: Technik und Technikdiskurse

Publikation: Bücher und AnthologienZeitschriftenhefteForschung

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Es scheint eine weitgehende Einigkeit unter den Autoren des letzten Jahrhunderts zu bestehen, dass wir in einem „Zeitalter der Technik“, oder sogar der „modernen“ Technik leben, die Technik also nicht bloß einsetzen, sondern diese zu einem bestimmenden Faktor in Gesellschaft und individuellem Leben wird. Aus dem bloßen „Mittel für x“ wird mehr: naiv oft ein Allheilmittel, welches durch seinen bloßen Fortschritt auch alle die Probleme wird lösen können – wie etwa die ökologische Krise –, welche andere just ihr als Alleinschuldiger anlasten. Bei letzteren löst sich bisweilen das „x“ im Mittel-für-Zusammenhang auf und die Technik beginnt ein gespenstisches Eigenleben. Klassisch ist dies bei den reaktionären Schriftstellern der konservativen Revolution (Spengler, Jünger, Heidegger, Gehlen), wo das „Schicksal Technik“ schließlich auch zur Entschuldigung für den Holocaust herhalten muss; aber auch in der Frankfurter Schule war die instrumentelle eine schlechte Vernunft, und etwa in Habermas' Die Zukunft der menschlichen Natur (2001) oder Böhmes Invasive Technisierung (2008) ist die Technik immer auch eine äußere Bedrohung für den Menschen.

Wenn Ernst Bloch gegen die Gentechnik das Veto „Nicht im Kapitalismus!“ einlegte, unterschied er immerhin, wie auch Marx im Maschinen-Kapitel des Kapital, zwischen der Technik (als Mittel) und seiner gesellschaftlichen Verwendung (das x). Andererseits wird deutlich, dass auch er über keinen kritischen Begriff der Technik verfügte, der ihm zu bestimmen erlaubte, in welchem Verhältnis Technik, Gesellschaft und (gesellschaftlicher) Mensch stehen, ob es einen Bruch zwischen alter und moderner Technik gibt (wie es Heidegger postuliert und die Postmoderne glaubt), und was man von der Technik erwarten darf. Andererseits ist aber auch die Trennung zwischen „neutraler“ Technik und gesellschaftlichem Gebrauch im Zuge des kritischen Hinterfragens der Trennung von Tatsachen- und Wertfragen zumindest nicht mehr selbstverständlich.
OriginalspracheDeutsch
VerlagWalter de Gruyter GmbH
Band3
Anzahl der Seiten241
PublikationsstatusErschienen - 04.2016

Publikationsreihe

NameZeitschrift für kritische Sozialtheorie und Philosophie
Verlagv. Elbe, Ingo / Ellmers, Sven / Hesse, Christoph / Schlaudt, Oliver / Schmieder, Falko
Nr.1
Band3
ISSN (Print)2194-5632
ISSN (elektronisch)2194-5640

Anmerkung

Gastherausgeber