Wissen und Governance: Umweltpolitische Beratungssysteme in Deutschland und den USA
Publikation: Beiträge in Sammelwerken › Aufsätze in Konferenzbänden › Forschung › begutachtet
Standard
Entstaatlichung und soziale Sicherheit. Verhandlungen des 31. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Leipzig 2003: CD-ROM. Hrsg. / Jutta Allmendinger. Band 2 Opladen: Verlag Leske + Budrich, 2003.
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RIS
TY - CHAP
T1 - Wissen und Governance
T2 - 31. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie - 2002
AU - Heinrichs, Harald
N1 - Conference code: 31
PY - 2003
Y1 - 2003
N2 - 'Governance als Verknüpfung politischer Steuerung mit gesellschaftlicher Selbststeuerung in sozial komplexen, pluralistischen Wissensgesellschaften, benötigt differenzierte Informationsstrukturen. Traditionelle Modelle staatsorientierter Politikberatung, in denen vermeintlich eindeutiges Expertenwissen an die politischen Entscheidungsträger vermittelt und in hierarchischen Gesellschaften umgesetzt wird, erscheinen unter diesen Bedingungen unzureichend: wissenschaftliches Wissen, professionelles Praxiswissen und kulturelles Alltagswissen müssen statt dessen strukturiert zusammengebracht und zu Grunde liegende Wertvorstellungen und Interessen berücksichtigt werden. Inwieweit die Beratungspraxis an diese Anforderungen angepasst ist, soll anhand von Fallbeispielen aus Deutschland und den USA nachvollzogen werden. Die Einzelfallanalysen der Beratungssysteme zeigen - jenseits abstrakter Vorstellungen über umweltbezogene Informationsstrukturen - gremienspezifische Details, die die Kontextbedingtheit von Beratungsprozessen offen legen. Trotz verstärkter Bemühungen um eine größere Öffentlichkeitswirksamkeit repräsentieren insbesondere die wissenschaftsorientierten Gremien in Deutschland (SRU, WBGU, DRL) weiterhin das traditionelle Modell staatlicher Politikberatung. Eine für Governance-Prozesse notwendige Kommunikation mit zivilgesellschaftlichen Akteuren aus Wirtschaft, Umweltbewegung und Medien wird nur bedingt geleistet. Der praxisorientierte Ansatz der Enquete-Kommission ermöglicht demgegenüber eine integrativere Bearbeitung des unvermeidlichen Wissens-, Werte- und Interessenpluralismus. Jedoch ist die Enquete-Kommission von politischen Ansprüchen dominiert und Wissen wird zumeist instrumentell verwand. Durch die vergleichende Kontrastierung der deutschen mit den amerikanischen Beratungssystemen lassen sich vier zentrale Dimensionen für die Kategorisierung umweltpolitischer Beratungssyssteme identifizieren: 'Distanz zur Politik', 'Politische Funktion', 'Umgang mit Wissens-, Werte- und Interessenpluralismus' sowie 'Kommunikation, Inklusion und Interaktion'. Anhand dieser Bestimmungsfaktoren können die Beratungsprozesse im Hinblick auf ihre Funktionsfähigkeit für modernes Regieren in der Wissensgesellschaft eingeschätzt werden. Auf dieser Grundlage wurden einige Gestaltungsoptionen für governance-kompatible Informationsstrukturen entwickelt: Politikberatung im Sinne eines One-Way-Transfers von wissenschaftlichem Expertenwissen an staatliche Entscheidungsträger sollte umgestellt werden auf dialogisch gestaltete, politikorientierte Wissenskommunikation. Neben dem Staat als Auftraggeber und primären Klienten sind in diese Beratungssysteme zivilgesellschaftliche Akteure aus Umweltbewegung, Wirtschaft und Medien einzubinden. Dabei sind je nach Problemstellung und Beratungsauftrag unterschiedliche Konstellationen von wissenschaftlichem Wissen, professionellem Praxiswissen und kulturellem Alltagswissen erforderlich. Um eine fortlaufende, strukturierte Beratung zu realisieren, sind in einem drei-Phasen-Modell politikorientierter Wissenskommunikation Orientierungsberatung, Strategieberatung und Evaluationsberatung - die jeweils unterschiedlicher Akteure und Kompetenzen bedürfen - aufeinander abzustimmen.' (Autorenreferat)
AB - 'Governance als Verknüpfung politischer Steuerung mit gesellschaftlicher Selbststeuerung in sozial komplexen, pluralistischen Wissensgesellschaften, benötigt differenzierte Informationsstrukturen. Traditionelle Modelle staatsorientierter Politikberatung, in denen vermeintlich eindeutiges Expertenwissen an die politischen Entscheidungsträger vermittelt und in hierarchischen Gesellschaften umgesetzt wird, erscheinen unter diesen Bedingungen unzureichend: wissenschaftliches Wissen, professionelles Praxiswissen und kulturelles Alltagswissen müssen statt dessen strukturiert zusammengebracht und zu Grunde liegende Wertvorstellungen und Interessen berücksichtigt werden. Inwieweit die Beratungspraxis an diese Anforderungen angepasst ist, soll anhand von Fallbeispielen aus Deutschland und den USA nachvollzogen werden. Die Einzelfallanalysen der Beratungssysteme zeigen - jenseits abstrakter Vorstellungen über umweltbezogene Informationsstrukturen - gremienspezifische Details, die die Kontextbedingtheit von Beratungsprozessen offen legen. Trotz verstärkter Bemühungen um eine größere Öffentlichkeitswirksamkeit repräsentieren insbesondere die wissenschaftsorientierten Gremien in Deutschland (SRU, WBGU, DRL) weiterhin das traditionelle Modell staatlicher Politikberatung. Eine für Governance-Prozesse notwendige Kommunikation mit zivilgesellschaftlichen Akteuren aus Wirtschaft, Umweltbewegung und Medien wird nur bedingt geleistet. Der praxisorientierte Ansatz der Enquete-Kommission ermöglicht demgegenüber eine integrativere Bearbeitung des unvermeidlichen Wissens-, Werte- und Interessenpluralismus. Jedoch ist die Enquete-Kommission von politischen Ansprüchen dominiert und Wissen wird zumeist instrumentell verwand. Durch die vergleichende Kontrastierung der deutschen mit den amerikanischen Beratungssystemen lassen sich vier zentrale Dimensionen für die Kategorisierung umweltpolitischer Beratungssyssteme identifizieren: 'Distanz zur Politik', 'Politische Funktion', 'Umgang mit Wissens-, Werte- und Interessenpluralismus' sowie 'Kommunikation, Inklusion und Interaktion'. Anhand dieser Bestimmungsfaktoren können die Beratungsprozesse im Hinblick auf ihre Funktionsfähigkeit für modernes Regieren in der Wissensgesellschaft eingeschätzt werden. Auf dieser Grundlage wurden einige Gestaltungsoptionen für governance-kompatible Informationsstrukturen entwickelt: Politikberatung im Sinne eines One-Way-Transfers von wissenschaftlichem Expertenwissen an staatliche Entscheidungsträger sollte umgestellt werden auf dialogisch gestaltete, politikorientierte Wissenskommunikation. Neben dem Staat als Auftraggeber und primären Klienten sind in diese Beratungssysteme zivilgesellschaftliche Akteure aus Umweltbewegung, Wirtschaft und Medien einzubinden. Dabei sind je nach Problemstellung und Beratungsauftrag unterschiedliche Konstellationen von wissenschaftlichem Wissen, professionellem Praxiswissen und kulturellem Alltagswissen erforderlich. Um eine fortlaufende, strukturierte Beratung zu realisieren, sind in einem drei-Phasen-Modell politikorientierter Wissenskommunikation Orientierungsberatung, Strategieberatung und Evaluationsberatung - die jeweils unterschiedlicher Akteure und Kompetenzen bedürfen - aufeinander abzustimmen.' (Autorenreferat)
KW - Politikwissenschaft
UR - http://d-nb.info/970181477
M3 - Aufsätze in Konferenzbänden
SN - 3-8100-4038-X
SN - 978-3-8100-4038-1
VL - 2
BT - Entstaatlichung und soziale Sicherheit. Verhandlungen des 31. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Leipzig 2003
A2 - Allmendinger, Jutta
PB - Verlag Leske + Budrich
CY - Opladen
Y2 - 7 October 2002 through 11 October 2002
ER -