Vielfältige Partizipation oder Repräsentation von Vielfalt in der Occupy-Bewegung?

Publikation: Beiträge in SammelwerkenAbstracts in KonferenzbändenForschungbegutachtet

Authors

  • Henrike Knappe
Die Occupy-Bewegung hat als kritische Protestbewegung das Interesse vieler Bürger_innen an politischer Partizipation (wieder) geweckt. Die Bewegung bezeichnet sich selbst als unprogrammatisch und Beteiligte lehnen es ab, mit einer Stimme zu sprechen, gleichzeitig formulieren sie einen sehr starken representative claim (Saward 2010) : „ We are the 99%“.
Sie beanspruchen also für fast alle Menschen dieser Welt zu sprechen und diese zu repräsentieren.
In diesem Beitrag soll es um die Frage gehen, wie Demokratie in einem sehr heterogenen Kontext möglich sein kann. Diese Frage wird klassischerweise mit dem Argument liberaler Demokratietheorien beantwortet. Demokratie soll vor allem die Freiheit des Individuums schützen und die Gleichheit aller Bürger_innen herstellen. Vielfältige Werteorientierungen und Hintergründe werden nicht als strukturelle Merkmale berücksichtigt. Diese Konzeption wurde schon in vielerlei Hinsicht durch neuere Demokratietheorien kritisiert, wie den Arbeiten zu gesellschaftlicher Pluralität und Demokratie von Seyla Benhabib(Benhabib 1996) und Anne Phillips(Phillips 1996). Hier geht es beispielsweise um die Frage, ob Pluralität von Werten und Ideen innerhalb einer Zivilgesellschaft Probleme gleichberechtigter Kommunikation und demokratischer Partizipation hervorrufen kann(Benhabib 1996).Dementsprechend soll es in diesem Beitrag um das Verhältnis zwischen der Heterogenität innerhalb der Occupy-Bewegung und der Ausformung von Partizipations- und Repräsentationsstrukturen gehen.
Mithilfe der Durchführung von Interviews mit Aktivist_innen in der Occupy-Bewegung innerhalb einer qualitativen Fallstudie können die theoretischen Vorüberlegungen neu überdacht werden. Erste Erkenntnisse aus den nterviewdaten sollen vorgestellt werden. Die Occupy-Bewegung, wie auch schon andere Protestbewegungen zuvor, bewegt sich im Spannungsfeld zwischen nicht-hierarchischer Partizipation aller und der Notwendigkeit von Repräsentation von
Abwesenden. Wie wirkt sich eine so diverse Bewegungsidentität auf die Möglichkeiten demokratischer Entscheidungsfindung aus? In Rückgriff auf die qualitativen Interviews soll hier eine vorläufige Analyse des Verhältnisses
von (Werte-)vielfalt und Demokratie innerhab der Occupy-Bewegung erfolgen.
OriginalspracheDeutsch
TitelVielfalt und Zusammenhalt : 36. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie
HerausgeberLudger Pries
Anzahl der Seiten1
ErscheinungsortFrankfurt am Main
VerlagDeutsche Gesellschaft für Soziologie
Erscheinungsdatum2012
Seiten325
ISBN (Print)978-3-593-50082-9
ISBN (elektronisch)978-3-593-42374-6
PublikationsstatusErschienen - 2012
Veranstaltung36. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie - DSG 2012: Vielfalt und Zusammenhalt - Technische Universität Dortmund, Dortmund, Deutschland
Dauer: 01.10.201205.10.2012
Konferenznummer: 36
https://soziologieblog.hypotheses.org/2795