Flexibilisierung, Prekarisierung und das Individuum: Vernachlässigt die Prekarisierungsdebatte hochqualifizierte Arbeitnehmer?
Publikation: Beiträge in Sammelwerken › Aufsätze in Sammelwerken › Forschung
Standard
Soziologie des Privaten. Hrsg. / Kornelia Hahn; Cornelia Koppetsch. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, 2011. S. 147-167.
Publikation: Beiträge in Sammelwerken › Aufsätze in Sammelwerken › Forschung
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RIS
TY - CHAP
T1 - Flexibilisierung, Prekarisierung und das Individuum
T2 - Vernachlässigt die Prekarisierungsdebatte hochqualifizierte Arbeitnehmer?
AU - Sander, Nadine
PY - 2011
Y1 - 2011
N2 - Es vergeht kaum ein Tag, ohne dass sich auf den Agenden von Politik, Wirtschaft und Medien in der Bundesrepublik das Thema Erwerbsarbeit auftaucht. Aktuell sind es die Kontroversen über Wandlungstendenzen zu einer zunehmenden Flexibilisierung. Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt werden sowohl von Krisen der Wirtschafts- und Finanzwelt als auch von politischen Reformprogrammen, der Globalisierung und verschiedenen weiteren Ereignissen und Gegebenheiten beeinflusst. Mit einer Flexibilisierung soll sich der Arbeitsmarkt an veränderte Bedürfnisse, wie Konjunkturschwankungen aber auch zunehmender Konkurrenz aus dem Ausland, schneller anpassen können (u. a. Büchtemann 1990; Dragendorf et al. 1988; Flecker und Schienstock 1991; Keller/Seifert 1998; Semlinger 1991). Zudem soll eine Lockerung gesetzlicher und tarifvertraglicher Regelungen einen Anstieg der Arbeitslosigkeit verhindern und bestehende Arbeitslosigkeit verringern (OECD 1994). Die Flexibilisierung beeinflusst jedoch soziale Sicherheiten, die bislang eng mit der Erwerbsarbeit verknüpft waren. Neben einem Schwinden sozialer Sicherheiten auf der Mikroebene wird eine Erosion des wohlfahrtsstaatlichen Systems auf der Makroebene befürchtet (u. a. Bourdieu/Accardo 1997; Bourdieu 1998, 2000, 2001; Castel 2000). Soziale Sicherung - sowohl in Bezug auf Individuen als auch auf den Wohlfahrtsstaat - basiert auf standardisierten Normalarbeitsverhältnissen. Mit der Flexibilisierung verringert sich jedoch der Anteil dieser Beschäftigungsformen zu Gunsten prekärer Beschäftigungsverhältnisse, beispielsweise in Form von Teilzeitarbeit, befristeten Verträgen und Leih-arbeitsverhältnissen. Trotz einer bislang vorherrschenden Dominanz des Normalarbeitsverhältnisses ist eine zunehmende Durchdringung von prekären Beschäftigungsformen erkennbar. Diese Beschäftigungsformen sind mit einem Abbau von sozialen Rechten verbunden, die letztlich zu Einschränkungen der Teilhabemöglichkeiten an wohlfahrtstaatlichen Leistungen führen können. Dörre spricht von einer „Wiederkehr der sozialen Unsicherheit“ (2009, S. 19), mit Potential zur sozialen Desintegration.
AB - Es vergeht kaum ein Tag, ohne dass sich auf den Agenden von Politik, Wirtschaft und Medien in der Bundesrepublik das Thema Erwerbsarbeit auftaucht. Aktuell sind es die Kontroversen über Wandlungstendenzen zu einer zunehmenden Flexibilisierung. Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt werden sowohl von Krisen der Wirtschafts- und Finanzwelt als auch von politischen Reformprogrammen, der Globalisierung und verschiedenen weiteren Ereignissen und Gegebenheiten beeinflusst. Mit einer Flexibilisierung soll sich der Arbeitsmarkt an veränderte Bedürfnisse, wie Konjunkturschwankungen aber auch zunehmender Konkurrenz aus dem Ausland, schneller anpassen können (u. a. Büchtemann 1990; Dragendorf et al. 1988; Flecker und Schienstock 1991; Keller/Seifert 1998; Semlinger 1991). Zudem soll eine Lockerung gesetzlicher und tarifvertraglicher Regelungen einen Anstieg der Arbeitslosigkeit verhindern und bestehende Arbeitslosigkeit verringern (OECD 1994). Die Flexibilisierung beeinflusst jedoch soziale Sicherheiten, die bislang eng mit der Erwerbsarbeit verknüpft waren. Neben einem Schwinden sozialer Sicherheiten auf der Mikroebene wird eine Erosion des wohlfahrtsstaatlichen Systems auf der Makroebene befürchtet (u. a. Bourdieu/Accardo 1997; Bourdieu 1998, 2000, 2001; Castel 2000). Soziale Sicherung - sowohl in Bezug auf Individuen als auch auf den Wohlfahrtsstaat - basiert auf standardisierten Normalarbeitsverhältnissen. Mit der Flexibilisierung verringert sich jedoch der Anteil dieser Beschäftigungsformen zu Gunsten prekärer Beschäftigungsverhältnisse, beispielsweise in Form von Teilzeitarbeit, befristeten Verträgen und Leih-arbeitsverhältnissen. Trotz einer bislang vorherrschenden Dominanz des Normalarbeitsverhältnisses ist eine zunehmende Durchdringung von prekären Beschäftigungsformen erkennbar. Diese Beschäftigungsformen sind mit einem Abbau von sozialen Rechten verbunden, die letztlich zu Einschränkungen der Teilhabemöglichkeiten an wohlfahrtstaatlichen Leistungen führen können. Dörre spricht von einer „Wiederkehr der sozialen Unsicherheit“ (2009, S. 19), mit Potential zur sozialen Desintegration.
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KW - Transdisziplinäre Studien
U2 - 10.1007/978-3-531-93460-0_8
DO - 10.1007/978-3-531-93460-0_8
M3 - Aufsätze in Sammelwerken
SN - 978-3531177519
SP - 147
EP - 167
BT - Soziologie des Privaten
A2 - Hahn, Kornelia
A2 - Koppetsch, Cornelia
PB - VS Verlag für Sozialwissenschaften
CY - Wiesbaden
ER -