Derridas Doppelzüngigkeit. Zur Übersetzbarkeit von Schlangenwendungen
Publikation: Beiträge in Sammelwerken › Kapitel
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Theorieübersetzungsgeschichte: Deutsch-französischer und transatlantischer Theorietransfer im 20. Jahrhundert. Hrsg. / Wolfgang Hottner. Stuttgart: J.B. Metzler, 2021. S. 143-153 (Globalisierte Literaturen. Theorie und Geschichte transnationaler Buchkultur / Globalized Literatures. Theory and History of Transnational Book Culture).
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RIS
TY - CHAP
T1 - Derridas Doppelzüngigkeit. Zur Übersetzbarkeit von Schlangenwendungen
AU - Precht, Oliver
PY - 2021
Y1 - 2021
N2 - Die Unterscheidung von Theorie und Praxis war immer wieder, auf immer wieder neue Weise ein zentraler Gegenstand der Texte von Jacques Derrida: In „Signatur, Ereignis, Kontext“ hat er sie beispielsweise als Unterscheidung im Sprechen thematisiert, als Unterscheidung zwischen konstativen und performativen Sprechakten – und das auf eine Weise, die es im höchsten Maße fragwürdig erscheinen lässt, ob man Derridas eigenes Sprechen und Schreiben als Theorie oder als Praxis begreifen und übersetzen kann. Nimmt man im Sinne dieser Unterscheidung an, dass Theorie in der Produktion von konstativen Sprechakten besteht, also von Aussagen, die eine Interpretation der selbst nicht sprachlich verfassten Welt zum Ausdruck bringen und dass die Sprache, in der diese Interpretation zum Ausdruck kommt, ersetzbar ist, dann ist theoretisches Sprechen das schlechthin übersetzbare Sprechen. Weil die Interpretation die Welt nicht verändert, weil die Veränderung zumindest nicht „ihre interne Struktur, ihre manifeste Funktion oder Bestimmung konstituiert“ und weil sie daher nicht an eine bestimmte sprachliche Form gebunden ist, kann sie von einer Sprache in die andere übersetzt werden, ganz gleich wie viele Sprachen es geben mag, ob die Sprachgrenzen mit den Landesgrenzen zusammenfallen oder sie durchschneiden, ob sie zwischen dem Selbst und dem Anderen verlaufen oder senkrecht durch das Selbst und den Anderen hindurch.
AB - Die Unterscheidung von Theorie und Praxis war immer wieder, auf immer wieder neue Weise ein zentraler Gegenstand der Texte von Jacques Derrida: In „Signatur, Ereignis, Kontext“ hat er sie beispielsweise als Unterscheidung im Sprechen thematisiert, als Unterscheidung zwischen konstativen und performativen Sprechakten – und das auf eine Weise, die es im höchsten Maße fragwürdig erscheinen lässt, ob man Derridas eigenes Sprechen und Schreiben als Theorie oder als Praxis begreifen und übersetzen kann. Nimmt man im Sinne dieser Unterscheidung an, dass Theorie in der Produktion von konstativen Sprechakten besteht, also von Aussagen, die eine Interpretation der selbst nicht sprachlich verfassten Welt zum Ausdruck bringen und dass die Sprache, in der diese Interpretation zum Ausdruck kommt, ersetzbar ist, dann ist theoretisches Sprechen das schlechthin übersetzbare Sprechen. Weil die Interpretation die Welt nicht verändert, weil die Veränderung zumindest nicht „ihre interne Struktur, ihre manifeste Funktion oder Bestimmung konstituiert“ und weil sie daher nicht an eine bestimmte sprachliche Form gebunden ist, kann sie von einer Sprache in die andere übersetzt werden, ganz gleich wie viele Sprachen es geben mag, ob die Sprachgrenzen mit den Landesgrenzen zusammenfallen oder sie durchschneiden, ob sie zwischen dem Selbst und dem Anderen verlaufen oder senkrecht durch das Selbst und den Anderen hindurch.
KW - Literaturwissenschaft
UR - https://www.mendeley.com/catalogue/dc949edf-6f74-38d9-8e82-4a617f722f86/
U2 - 10.1007/978-3-476-05796-9_11
DO - 10.1007/978-3-476-05796-9_11
M3 - Kapitel
SN - 978-3-476-05795-2
T3 - Globalisierte Literaturen. Theorie und Geschichte transnationaler Buchkultur / Globalized Literatures. Theory and History of Transnational Book Culture
SP - 143
EP - 153
BT - Theorieübersetzungsgeschichte
A2 - Hottner, Wolfgang
PB - J.B. Metzler
CY - Stuttgart
ER -
