Ärger-Aushandlungen in der Freundschaft als Weg zu sozialer und emotionaler Kompetenz
Publikation: Beiträge in Sammelwerken › Aufsätze in Sammelwerken › Forschung
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Persönlichkeitsstrukturen und ihre Folgen. Hrsg. / Christian Alt. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, 2008. S. 81-97 (Schriften des Deutschen Jugendinstituts; Band 5).
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RIS
TY - CHAP
T1 - Ärger-Aushandlungen in der Freundschaft als Weg zu sozialer und emotionaler Kompetenz
AU - Salisch, Maria
PY - 2008/1/1
Y1 - 2008/1/1
N2 - Ärger ist eine Emotion mit Risiken und einigen unerwünschten Nebenwirkungen. Denn wenn man sich über einen engen Vertrauten ärgert, ist es meistens nötig, dieses Gefühl in irgendeiner Weise zu regulieren. Der reine Ärgerausdruck ist nicht sozial verträglich, führt oft zur Eskalation und manchmal zum Abbruch der Beziehung. Dies ist insbesondere in frei gewählten Beziehungen wie eben der Freundschaft eine Gefahr, da diese nicht durch Tradition oder Verpflichtung abgesichert sind (Laursen/Hartup/Koplas 1996). Im Falle der Freundschaft kommt erschwerend hinzu, dass dies eine symmetrischreziproke Peer-Beziehung ist (Youniss 1982). In Beziehungen dieser Art ist keiner der Beteiligten in der Lage, divergierende Ansichten oder Interessen von vornherein durch dauerhafte Überlegenheit in punkto Wissen, Macht oder Status zu lösen. Stattdessen ist es nötig, den Streitpunkt mit dem Freund oder der Freundin auszuhandeln, und zwar „auf Augenhöhe” (Krappmann 1993a). Bei diesen Verhandlungen von Gleich zu Gleich sind Menschen gefordert, ihren Ärger zu regulieren, damit es ihnen gelingt, den Konflikt zu lösen und gleichzeitig die eigentlich geschätzte Beziehung fortzusetzen. Zu lernen wie man sich auseinandersetzt, ohne den Freund durch Feindseligkeit zu vergraulen, ist daher einer der sozialen Aufgaben, die die Freundschaft den Heranwachsenden stellt (Asher/Parker/Walker 1996; von Salisch/Seiffge- Krenke 2007). Dass dies keine triviale Angelegenheit ist, belegen Kinder, die nur wenige oder konfliktreiche Freundschaften unterhielten, weil sie zu Racheaktionen oder aggressivem Verhalten neigten (Rose/Asher 1999), und natürlich auch Kinder mit Störungen des Sozialverhaltens, Hyperaktivität oder anderen kinderpsychiatrischen Störungsbildern, die meist ganz ohne Freundschaften zu Altersgenossen auskommen müssen und diese schmerzhaft vermissen (z. B. Hodgens/Cole/Boldizar 2000). Einer der ersten Schritte in der psychologischen Kindertherapie ist es, diesen Kindern zu helfen, „freundschaftsfähig” zu werden, ihnen also beizubringen, wie sie andere Kinder für sich gewinnen können und – noch wichtiger – wie sie diese Freundschaften trotz gelegentlicher Meinungsverschiedenheiten auch halten können. Ärgerregulierung spielt hierbei natürlich eine wichtige Rolle.
AB - Ärger ist eine Emotion mit Risiken und einigen unerwünschten Nebenwirkungen. Denn wenn man sich über einen engen Vertrauten ärgert, ist es meistens nötig, dieses Gefühl in irgendeiner Weise zu regulieren. Der reine Ärgerausdruck ist nicht sozial verträglich, führt oft zur Eskalation und manchmal zum Abbruch der Beziehung. Dies ist insbesondere in frei gewählten Beziehungen wie eben der Freundschaft eine Gefahr, da diese nicht durch Tradition oder Verpflichtung abgesichert sind (Laursen/Hartup/Koplas 1996). Im Falle der Freundschaft kommt erschwerend hinzu, dass dies eine symmetrischreziproke Peer-Beziehung ist (Youniss 1982). In Beziehungen dieser Art ist keiner der Beteiligten in der Lage, divergierende Ansichten oder Interessen von vornherein durch dauerhafte Überlegenheit in punkto Wissen, Macht oder Status zu lösen. Stattdessen ist es nötig, den Streitpunkt mit dem Freund oder der Freundin auszuhandeln, und zwar „auf Augenhöhe” (Krappmann 1993a). Bei diesen Verhandlungen von Gleich zu Gleich sind Menschen gefordert, ihren Ärger zu regulieren, damit es ihnen gelingt, den Konflikt zu lösen und gleichzeitig die eigentlich geschätzte Beziehung fortzusetzen. Zu lernen wie man sich auseinandersetzt, ohne den Freund durch Feindseligkeit zu vergraulen, ist daher einer der sozialen Aufgaben, die die Freundschaft den Heranwachsenden stellt (Asher/Parker/Walker 1996; von Salisch/Seiffge- Krenke 2007). Dass dies keine triviale Angelegenheit ist, belegen Kinder, die nur wenige oder konfliktreiche Freundschaften unterhielten, weil sie zu Racheaktionen oder aggressivem Verhalten neigten (Rose/Asher 1999), und natürlich auch Kinder mit Störungen des Sozialverhaltens, Hyperaktivität oder anderen kinderpsychiatrischen Störungsbildern, die meist ganz ohne Freundschaften zu Altersgenossen auskommen müssen und diese schmerzhaft vermissen (z. B. Hodgens/Cole/Boldizar 2000). Einer der ersten Schritte in der psychologischen Kindertherapie ist es, diesen Kindern zu helfen, „freundschaftsfähig” zu werden, ihnen also beizubringen, wie sie andere Kinder für sich gewinnen können und – noch wichtiger – wie sie diese Freundschaften trotz gelegentlicher Meinungsverschiedenheiten auch halten können. Ärgerregulierung spielt hierbei natürlich eine wichtige Rolle.
KW - Psychologie
UR - https://www.mendeley.com/catalogue/d4389e2d-40e8-31f1-8cab-3278e01464ac/
U2 - 10.1007/978-3-531-91982-9_4
DO - 10.1007/978-3-531-91982-9_4
M3 - Aufsätze in Sammelwerken
SN - 978-3-531-16165-5
T3 - Schriften des Deutschen Jugendinstituts
SP - 81
EP - 97
BT - Persönlichkeitsstrukturen und ihre Folgen
A2 - Alt, Christian
PB - VS Verlag für Sozialwissenschaften
CY - Wiesbaden
ER -