Vivipoetik – Eine Literaturgeschichte theoretischer Biologien
Projekt: Forschung
Projektbeteiligte
- Huber, Florian (Wissenschaftliche Projektleitung)
Beschreibung
Die Analyse der vielgestaltigen Beziehungen zwischen den Lebenswissenschaften und den Künsten vom späten 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart bildet über meine Dissertation hinaus ein wesentliches Erkenntnisinteresse meiner wissenschaftlichen Arbeit: Welche Parallelen bestehen zwischen wissenschaftlichen und künstlerischen Arbeitsweisen? Wie finden biologische Theorien Eingang in die Kunstproduktion? Auf welche Weise regen ästhetische Theorien und Kunstwerke das Nachdenken über biologische Phänomene an? Inwieweit trägt die Kunst zu einer Popularisierung biologischen Wissens bei? Diese Fragen wurden bislang hauptsächlich im Kontext der bildenden Künste unter dem Begriff „Artistic Research“ verhandelt. Dagegen richtet sich mein Augenmerk besonders auf die literarische Textproduktion, die in den Lebenswissenschaften selbst – und nicht lediglich im Feld der Künste – einen prominenten Platz besetzt. Schreiben und Publizieren sind ein integrativer Bestandteil moderner biologischer Forschungspraxis, die ich in Form von wissenschaftlichen Aufsätzen, Lehrbüchern und Monografien, populärwissenschaftlichen Veröffentlichungen, Vorträgen, Interviews oder Manuskripten und Arbeitsnotizen möglichst umfassend in den Blick zu nehmen suche. Eine solche Akzentsetzung vermag angesichts der starken Mathematisierungs-, und Formalisierungstendenzen innerhalb der Lebenswissenschaften in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu überraschen.
Im Anschluss an Beiträge zu einer „Poetologie des Wissens“ und jüngere Studien in den Environmental Humanities gehe ich jedoch davon aus, dass literarische Sprache in (populär)wissenschaftlichen Publikationen ein Erkenntnismedium ist, das den theoretischen Diskurs in der modernen Biologie mindestens so sehr bestimmt wie etwa die Laborpraxis, die institutionelle Landschaft oder die Methoden der angewandten Mathematik. So möchte ich anhand von Fallbeispielen aus den USA und Europa zeigen, wie populärwissenschaftliche Diskurse und ihre Verbreitung in literarischen Medien die philosophisch-theoretischen Debatten von BiologInnen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhundert strukturieren halfen und bis heute nachhaltig prägen.
Status | Laufend |
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Zeitraum | 22.01.19 → … |