Technoökologien der Partizipation: Eine medien-philosophisch-ethnologische Neuperspektivierung

Projekt: Forschung

Projektbeteiligte

Beschreibung

Das Projekt legt zwei für die Genesis und Geltung des Teilhabebegriffs im 20. und frühen 21. Jahrhundert sehr bedeutende, bislang aber wenig beachtete diskursive Entwicklungslinien frei. Im Fokus stehen philosophische und ethnologisch-anthropologische Reevaluationen des Begriffs, die in hohem Maße die heute stattfindende Neubeschreibung unserer Gegenwart tangieren. Die zu rekontextualisierenden Theorieströme reichen von Lévy-Bruhls Spekulationen über vormoderne partizipative Seinsweisen, Simondons amoderner Philosophie partizipationsbasierter physikobiologischer und psychokollektiver Individuationsprozesse bis hin zu den partizipativen Kosmologien und menschliche wie nichtmenschliche Handlungsmächte zusammenführenden Kollektiven des New Animism, Perspektivismus und Multinaturalismus, die zentrale Impulsgeber der zeitgenössischen Suche nach Formen nichtmodernen Denkens sind. Gemeinsam erneuern diese Unternehmungen den theoriepolitischen Einsatz der Partizipationsfrage dramatisch. Hier gerät Partizipation nahezu zu einem anderen Schauplatz des gegenwärtigen Zeitalters. Hier wird der Begriff als solcher umgewertet, wird Partizipation in aller Radikalität als ursprüngliche und unhintergehbare Beziehung gedacht, die die Terme der Beziehung je schon mitkonstituiert, dergestalt als Kernmoment einer neuen, jetzt rückhaltlos relationalen Einstellung ins Spiel gebracht. Die Relation der Partizipation wird mindestens implizit als die Beziehung der Beziehungen inauguriert und erscheint als das Herzstück eines neuen Paradigmas. Eine partizipative Ontologie, Epistemologie, ja schließlich ein partizipatives Bild des Denkes sind die weitreichenden Folgen dieser Wende.

Auf eben jenen Feldern kristallisiert sich zugleich auch genau jene historische Semantik heraus, die Seite an Seite mit der Partizipation die relationale Einstellung zu verkörpern beginnt und die heute auch für die Reperspektivierung der medientechnologischen Kondition immer größere Bedeutung gewinnt: die historische Semantik der Ökologie. Die Ausbreitung und Durchsetzung dieser Semantik erweitert den Begriffsgehalt in Richtung nicht-natürlicher Ökologien. Wenn heute am vorläufigen Höhepunkt des Kybernetisierungsprozesses eine environmentale Medienkultur ubiquitärer Rechenmaschinen, sensorischer Umgebungen, algorithmischer Umwelten, multiskalarer Netzwerktechnologien und lokativer wie mobiler Medien zu einer Explosion umweltlicher agency geführt hat, so ist parallel dazu Ökologie zu einem Konzept mutiert, mit dem die entsprechenden Transformationen der Existenzweisen und Lebensformen, von Subjektivität, Affektivität, Kollektivität, Kognition, Erfahrung erfasst werden. Auch diese konzeptuelle Innovation geschieht maßgeblich in den hier gegenständlichen Kontexten. Die Relation der Partizipation erscheint dabei als integraler Bestandteil und sogar Schlüssel einer verallgemeinerten Ökologie. Indem dieses Projekt zentrale philosophische und anthropologische Ökologien der Partizipation des 20. und 21. Jahrhunderts in ihren medien-, wissens- und diskursgeschichtlichen Details untersucht, arbeitet es an der Archäologie der Gegenwart.
StatusAbgeschlossen
Zeitraum01.08.1531.08.18

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