Lernerfahrungen im Kontext von praxisbezogenen Auslandsaufenthalten im Globalen Süden am Beispiel von Freiwilligendiensten und dem entwicklungspolitischen Bildungsprogramm „ASA“. [Arbeitstitel]

Projekt: Dissertationsprojekt

Projektbeteiligte

  • Richter, Sonja (Wissenschaftliche Projektleitung)

Beschreibung

Internationale Freiwilligendienste haben im vergangenen Jahrzehnt an gesellschaftspolitischer Relevanz gewonnen. Fast ein halbes Jahrhundert war das entwicklungspolitische Bildungsprogramm ASA – Arbeits- und Studienaufenthalte in Asien, Afrika, Lateinamerika und Südosteuropa das einzige staatlich geförderte Programm, welches jungen Leuten kurzzeitige praxisbezogene Auslandsaufenthalte in Ländern des Globalen Südens ermöglichte. Mit dem Start des entwicklungspolitischen Freiwilligendienst „weltwärts“, mit dessen Unterstützung jährlich mehrere Tausend engagierte Jugendliche und junge Erwachsene in ausgesuchte Partnerländer der deutschen Entwicklungszusammenarbeit gesendet werden, ist die Debatte um Sinn und Unsinn von Arbeiten und Lernen im Kontext von Nord-Süd entfacht wie nie zu vor. Auch im Motto von weltwärts „Helfen und Lernen“, wird dieses Spannungsfeld deutlich: Was können die Freiwilligen vor Ort überhaupt erreichen? Werden postkoloniale Strukturen reproduziert? Steht bei einem Freiwilligendienst nicht eher der Lernaspekt im Vordergrund - wie es im Leitbild des ASA-Programms bereits verankert ist? Diese und andere Fragen im Hinblick auf die Programmgestaltung werden derzeit größtenteils mit nur sehr lückenhaftem wissenschaftlich fundiertem Hintergrundwissen debattiert. Insbesondere vor dem Hintergrund einer Entwicklung zur „globalen Weltgesellschaft“ und den auf internationaler und nationaler Ebene angestrebten Bemühungen, globale Themen und Entwicklungsfragen in alle Ebenen der Bildungssysteme zu bringen, kann das Lernpotential entwicklungspolitischer Freiwilligendienste und Bildungsprogramme im Globalen Süden ein wegweisender Aspekt in der Konzeption entwicklungspolitischer Bildungsarbeit werden.
Dieses Dissertationsvorhaben soll einen Beitrag in diesem noch jungen Forschungsfeld leisten und will den Aspekt des „Lernens“ im Kontext von praxisbezogenen Auslandsaufenthalten im Globalen Süden ins Blickfeld nehmen. Freiwilligendienste und praxisbezogene Kurzzeitaufenthalte in Ländern des globalen Sü-dens offerieren ein besonderes Lernsetting, da die Arbeit in einem fremdkulturellen Kontext einen veränderten Alltag herstellt und die Teilnehmenden informelle Lernprozesse kognitiver und affektiver Art erfahren.
Programmbezogene Evaluationsstudien zeigen, dass praxisbezogene Auslandsaufenthalte in Ländern des Globalen Südens Lernprozesse bei den Teilnehmenden auslösen. Ebenfalls lassen Forschungserkenntnisse aus relevanten Disziplinen wie der Erziehungswissenschaft, der (Umwelt-)psychologie, der Soziologie oder der interdisziplinären Forschung rund um die Bildungskonzepte „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ und „Globales Lernen“ die begründete These aufstellen, dass praxisbezogene Auslandsaufenthalte im Globalen Süden Lernerfahrungen ermöglicht, die relevant für die Entwicklung von individuellem Bewusstsein und Handlungskompetenz in der global vernetzten Weltgesellschaft sind. Ein Desiderat besteht jedoch im Wissen über die Qualität der Lernerfahrungen im Kontext dieser Auslandsaufenthalte: Es ist unklar, welches Lernpotential und welche Lernerfahrungen praxisbezogene Freiwilligendienste und Bildungsprogramme im Globalen Süden bieten können. In einem qualitativ angelegten Forschungsdesign sollen daher Erfahrungen in diesem besonderen Lernsetting identifiziert und deren Bedeutung für individuelles Lernen heraus-gearbeitet werden.
Die empirische Erhebung und Auswertung erfolgt nach den Prinzipien der qualitativen Sozialforschung und ordnet sich dem Vorgehen von hypothesengenerierenden Verfahren zu. Um Lernpotenziale und Lernerfahrungen zu „entdecken“, werden leitfadengestützte Interviews mit narrativen Anteilen mit Rück-kehrer(innen) von Freiwilligendiensten im globalen Süden und des entwicklungspolitischen Bildungsprogramms „ASA“ geführt. Die Auswertung erfolgt nach den Regeln der strukturierenden Inhaltsanalyse in Anlehnung an Mayring (2000) und Kuckartz (2008). Neben dem Datenmaterial aus den Interviews fließen relevante Kontextinformationen über Individuum, Programm und Entsendeorganisation in die Auswertung mit ein. Aussagen über Lernerfahrungen und deren Qualität werden vor dem Hintergrund der individuellen und organisationalen Lernbedingungen interpretiert. Das Diskussionskapitel stellt diese Ergebnisse in Zusammenhang mit aktuellen Bildungskonzepten im Nord-Süd-Kontext und deren Bedeutung für die Implementierung von globalen Themen und Entwicklungsfragen in die entwicklungspolitische Bildungsarbeit.
StatusAbgeschlossen
Zeitraum01.06.1131.07.14

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