Facing Reality: Between Doom and Cruel Optimism

Projekt: Dissertationsprojekt

Projektbeteiligte

Beschreibung

Die sozial- und kulturwissenschaftliche Diagnose von Zukunftslosigkeit in Zeiten der Klimakatastrophe ist Ausgangspunkt meines Projektes. Dabei interessiert mich insbesondere die kollektive Unfähigkeit, glaubhafte Alternativen zum Status Quo zu imaginieren und die damit verbundenen Gefühle politischer Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit. Während ich die Notwendigkeit von motivierenden politischen Narrativen und Imaginarien sehe, stehe ich den Forderungen nach einer „Rückeroberung der Zukunft“ oder nachhaltiger Entwicklung skeptisch gegenüber: Sie sind von eurozentristischen Geschichtsvorstellungen geprägt und schreiben nicht selten koloniale Vorstellungswelten fort. Mit Blick auf die jüngsten Klimaproteste, die um eine wachsende Sorge um die Zukunft herum mobilisieren, stellen sich mit der post- und dekolonialen Kritik an modernen Chronopolitiken eine Reihe von Fragen: Gibt es Möglichkeiten, eine radikale Veränderung zu denken, die nicht von der Gewissheit einer besseren Zukunft abhängt? Können wir über progressive Politik jenseits der Erzählung historischen Fortschritts nachdenken? Könnte ein pluralisiertes Verständnis von Zeit und Geschichte uns aus einer Sackgasse helfen, welche den öffentlichen Diskurs um Klimapolitik zunehmend bestimmt: Fatalistisches Untergangsdenken auf der einen Seite und falsche Hoffnung und „Cruel Optimism“ auf der anderen? Mein Projekt ist von der Vermutung geleitet, dass diese Fragen nicht nur von Relevanz für Klimaaktivist*innen sind, sondern dass “Imaginative Resilienz” – die Fähigkeit, radikalen sozialen Wandel trotz prekärer Zukünfte vorstellbar zu machen – ein wichtiger Aspekt sozialer Realität, emanzipativer Praxis und kritischer Theoriebildung ist, der in aktuellen ökosozialistischen Debatten noch nicht genug erörtert wird. Meine Hypothese ist, dass die fortschrittsorientierten Chronopolitiken sowohl liberaler als auch ökosozialistischer Klimadiskurse sich einer Herausforderung durch indigene Kosmologien, Queer Theorien und Black Radical Traditionen stellen müssen: insbesondere, wenn es um die Rolle nicht-linearer und nicht-teleologischer Vorstellungen von Emanzipation jenseits des modernen Fortschrittsoptimismus geht.
StatusLaufend
Zeitraum01.10.22 → …

Dokumente

  • Poster

    193 KB, PDF-Dokument

    17.05.24