Harald Buchrucker und seine Metallwerkstatt (1931-1985) - 2010

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Catharina Berents-Kemp - Kurator*in

Die Schwäbische Zinn- und Silberschmiede von Harald Buchrucker
Im Januar 1931 gründete Harald Buchrucker (geb. Wuppertal 1897, gest. Rü­fenacht bei Bern 1985) mit Unterstützung seines Freundes, des Künstlers Wil­helm Blutbacher (Stuttgarter Sezession), in Ludwigsburg eine "Werkstatt für kunstgewerbliche Metallarbeit", die Schwäbische Zinn- und Silberschmiede (seit 1954 Harald Buchrucker). Bereits zwei Monate später war sie mit einer Musterkollektion auf der Leipziger Messe vertreten - seit Herbst des Jahres 1931 auf den renommierten Grassimessen. Binnen weniger Jahre gelang es der Werkstatt mit ihren "handgeschmiedeten", d.h. in der Silberschmiedetechnik hergestellten Produkten aus überwiegend Zinn, ein aus Dänemark übernommenes Verfahren, sich einen festen Platz unter den künstlerisch richtungsweisenden Manufakturen zu sichern.

Produziert wurde sachlich-funktionales Tafel- und Sakralgerät, das sich an den modernen und schmucklosen Formen orientierte, die der Deutsche Werkbund in den 1920er und 1930er Jahren propagiert hatte: formschönes Kunsthand­werk auf hohem Niveau. Daneben standen in der Experimentierphase der ersten Jahre aber auch höchst extravagante zum Teil konstruktivistische Formen in Zinn sowie Silber-Email-Schmuck, Kupfer-Email-Arbeiten und Zinnplastiken auf dem Programm.

Die Werkstatt gewann früh mehrere Preise, so den Grand Prix und die Ehrenurkunde auf der Weltausstellung in Paris 1937 und eine Medaille auf der Ersten Internationalen Handwerksausstellung in Berlin 1938, und damit internationale künstlerische Anerkennung.


Die Nachkriegszeit
Als Zinn mit Beginn des Zweiten Weltkriegs nicht mehr zur Verfügung stand, wurde die Produktion auf Messing und Kupfer, dann auch auf Aluminium, Cupal und sogar Zink umgestellt. Seit 1950 ersetzte die Drückbank nach und nach die bis dahin getriebenen und somit teuren Arbeiten, die jetzt in serieller Fertigung nur noch aus den Materialien Messing und Kupfer bestanden.

Der Werkstatt Harald Buchrucker kam durch die Verleihung weiterer Preise große Anerkennung zuteil, so unter anderem des Staatspreises Baden-Württemberg 1957 und 1960, des Bayrischen Staatspreises 1965 und des Hessischen Staatspreises 1966 sowie einer Ehrenurkunde auf der Weltaus­stellung in Brüssel 1958. Die Werkstatt stand damals auf ihrem künstlerischen und wirtschaftlichen Höhepunkt der Nachkriegszeit.

Die künstlerische Bedeutung
Das Formenrepertoire der Werkstatt Buchrucker in den 1930er Jahren macht deutlich, dass sie sich durch die Beteiligung des akademisch gebildeten Künst­lers Blutbacher an den Entwürfen, aber auch durch die Nähe zur renommierten Kunstgewerbeschule in Stuttgart mit ihren herausragenden Lehrern (Pankok, Haustein) auf einem Niveau bewegte, das dem avantgardistischer Kunstschu­len wie Bauhaus und Burg Giebichenstein durchaus entsprach.


Die Ausstellung im Detlefsen-Museum
Die Ausstellung umfasst ca. 250 Exponate aus fünf Jahrzehnten. Dosen, Kannen, Service, Rauchgarnituren, Leuchter, Schalen und Altargerät aus Zinn, Messing, Kupfer und Silber zeugen von der außerordentlich hohen künstleri­schen Qualität der Arbeiten Harald Buchruckers.
28.03.201029.08.2010
Harald Buchrucker und seine Metallwerkstatt (1931-1985) - 2010

Veranstaltung

Harald Buchrucker und seine Metallwerkstatt (1931-1985) - 2010: Metallkunst der Moderne aus der Sammlung Wermert-Stascheit

28.03.1029.08.10

Glückstadt, Deutschland

Veranstaltung: Ausstellungen