Modische Moderne, moderne Moral: Unbestimmtheit als Signum der modernen Gesellschaft
Research output: Contributions to collected editions/works › Contributions to collected editions/anthologies › Research
Standard
Ethik – Normen – Werte. ed. / Armin Nassehi; Irmhild Saake; Jasmin Siri. Wiesbaden: Springer VS, 2015. p. 157-171 (Studien zu einer Gesellschaft der Gegenwarten).
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APA
Vancouver
Bibtex
}
RIS
TY - CHAP
T1 - Modische Moderne, moderne Moral
T2 - Unbestimmtheit als Signum der modernen Gesellschaft
AU - Müller, Julian
PY - 2015
Y1 - 2015
N2 - Aus soziologischer Sicht lässt sich die moderne Gesellschaft nicht als eine moralisch integrierte Einheit beschreiben. Eine Soziologie, die heute eine neue Moral (Durkheim) als soziales Regulativ beschwören wollte, müsste sich wohl den Vorwurf der Naivität gefallen lassen. Gleichzeitig kennzeichnet es die moderne Gesellschaft aber, Probleme zunehmend im Modus des Ethischen zu verhandeln und immer mehr Fragen öffentlichen Interesses zu ethisieren. Zweifellos hat die Inanspruchnahme des Ethischen in den letzten Jahren alle größeren öffentlich geführten Debatten mitbestimmt – ganz gleich, ob es um ökologische, politische, ökonomische oder wissenschaftlich-technologische Fragen ging, es handelte sich gleichzeitig immer auch um ethische Fragen. Dieser unübersehbare Erfolg des Ethischen scheint dem von der Soziologie behaupteten Bedeutungsverlust der Moral auf den ersten Blick zu widersprechen. Dass nun aber zwischen der Unmöglichkeit einer moralischen Programmierung der Gesellschaft auf der einen Seite und der unübersehbaren Proliferation ethischer und ethisierbarer Problemkonstellationen auf der anderen Seite kein Widerspruch, sondern vielmehr ein Zusammenhang besteht, lässt sich deutlich machen, wenn man auf historische Verschiebungen der Moral hinweist. Diese Verschiebungen betreffen den Geltungsanspruch und die Reichweite von Moral und werden besonders deutlich, wenn man zudem noch die Entstehung eines sehr modernen Phänomens zu Beginn des 17. Jahrhunderts im Blick hat – die Rede ist von der Mode.
AB - Aus soziologischer Sicht lässt sich die moderne Gesellschaft nicht als eine moralisch integrierte Einheit beschreiben. Eine Soziologie, die heute eine neue Moral (Durkheim) als soziales Regulativ beschwören wollte, müsste sich wohl den Vorwurf der Naivität gefallen lassen. Gleichzeitig kennzeichnet es die moderne Gesellschaft aber, Probleme zunehmend im Modus des Ethischen zu verhandeln und immer mehr Fragen öffentlichen Interesses zu ethisieren. Zweifellos hat die Inanspruchnahme des Ethischen in den letzten Jahren alle größeren öffentlich geführten Debatten mitbestimmt – ganz gleich, ob es um ökologische, politische, ökonomische oder wissenschaftlich-technologische Fragen ging, es handelte sich gleichzeitig immer auch um ethische Fragen. Dieser unübersehbare Erfolg des Ethischen scheint dem von der Soziologie behaupteten Bedeutungsverlust der Moral auf den ersten Blick zu widersprechen. Dass nun aber zwischen der Unmöglichkeit einer moralischen Programmierung der Gesellschaft auf der einen Seite und der unübersehbaren Proliferation ethischer und ethisierbarer Problemkonstellationen auf der anderen Seite kein Widerspruch, sondern vielmehr ein Zusammenhang besteht, lässt sich deutlich machen, wenn man auf historische Verschiebungen der Moral hinweist. Diese Verschiebungen betreffen den Geltungsanspruch und die Reichweite von Moral und werden besonders deutlich, wenn man zudem noch die Entstehung eines sehr modernen Phänomens zu Beginn des 17. Jahrhunderts im Blick hat – die Rede ist von der Mode.
KW - Politikwissenschaft
UR - https://d-nb.info/1026663563
U2 - 10.1007/978-3-658-00110-0_7
DO - 10.1007/978-3-658-00110-0_7
M3 - Aufsätze in Sammelwerken
SN - 978-3-658-00109-4
T3 - Studien zu einer Gesellschaft der Gegenwarten
SP - 157
EP - 171
BT - Ethik – Normen – Werte
A2 - Nassehi, Armin
A2 - Saake, Irmhild
A2 - Siri, Jasmin
PB - Springer VS
CY - Wiesbaden
ER -