Evaluation von Bewegungs-, Spiel und Sportangeboten an Offenen Ganztagsschulen in Niedersachsen

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Mit dieser Studie wird zum einen eindrucksvoll belegt, dass der organisierte Sport eine zentrale Rolle in der Verwirklichung des Offenen Ganztags einnimmt: Rund 1/3 aller Angebote im Ganztag sind Sportangebote. Knapp 40% der Anbieterinnen und Anbieter sind Übungsleiterinnen oder Übungsleiter. Jedes vierte Angebot ist sportartenübergreifend, d. h. mehrheitlich sind sportartspezifische Angebote im Ganztag zu verzeichnen. Fast 2/3 aller befragten Schulen kooperieren mit mindestens einem Sportverein. 74% dieser Schulen sind zufrieden mit der Vereinskooperation. Darüber hinaus fallen zum anderen einige Aspekte auf, die zukünftig in der Sportentwicklungsarbeit in Vereinen und Verbänden, aber vor allem auch in der Zusammenarbeit mit Schulen Beachtung finden sollten: Die Sportangebote werden überwiegend in koedukativen Gruppen durchgeführt. Allerdings werden vor allem in der Sportart Fußball getrennte Angebote durchgeführt und die Mädchen erhalten zudem in den Bereichen Tanz und Rückschlagspiele geschlechtshomogene Angebote. Über die Hälfte aller Schulen verlangt eine Mindestqualifikation, das bedeutet jedoch im Umkehrschluss, dass 37% der Schulen keinerlei Qualifikation nachfragen. Schulen, die mit einem oder mehreren Sportvereinen kooperieren, verlangen deutlich häufiger eine Qualifikation (65%). Neben der Bereitstellung des nominellen Angebots bedarf es einer (Weiter)Entwicklung qualitativer Aspekte von Bewegungs-, Spiel- und Sportangeboten im Ganztag (Bsp. die Qualifizierung verschiedener Professionen). Eine ganztagsschulische Kooperation und Vernetzung sowie ein verändertes professionelles Selbstverständnis und Handeln der beteiligten Partner sind unerlässlich, d. h. eine multiprofessionelle Zusammenarbeit unterschiedlicher Berufsgruppen, die über die bloße Anwesenheit hinausgeht. Hier ist einerseits die Expertise des organisierten Sports in der Aus- und Weiterbildung auf verschiedenen Ebenen gefragt und andererseits eine weitergehende Öffnung für pädagogisch-psychologische Aspekte in der Vermittlung von Sport in heterogenen Lerngruppen. Aus der StEG-Studie wissen wir, dass eine Intensivierung der Kooperation vor allem an den Schulen stattfindet, an denen die Partizipation des weiteren, pädagogisch tätigen Personals im Sinne einer stärkeren Beteiligung an der Planung,Entwicklung und Gestaltung des Ganztags zunimmt. Es ist anzustreben, dass der gemeinwohlorientierte und organisierte Sport im Ganztag mitwirken und gleichzeitig seine traditionellen Angebote beibehalten kann. Dabei kann es durchaus sinnvoll sein, den Ganztag auch dazu zu nutzen, Kinder und Jugendliche für ein aktives oder auch ehrenamtliches Engagement in einem Sportverein zu gewinnen. Im Zuge der radikalen Schul- und Hochschulreformen im Spiegel gesellschaftlicher Wandlungsprozesse könnte sich der organisierte Sport in der kommunalen Bildungsplanung in den Bereichen Schule, Sport und Jugendhilfe noch stärker einbringen und profilieren, mit dem übergeordneten Ziel, sich in den Vernetzungsstrukturen von Kommunen und Kreisen zu verankern und auf diesem Weg eine enge institutionelle Verzahnung mit dem sportbezogenen Ganztag zu erreichen. Einer übergreifenden Fragestellung für weiterführende Forschungen und im Hinblick auf die Sportentwicklung sollte sich auch der organisierte Sport nicht verschließen: Inwiefern führt die Ganztagsschulentwicklung zur Implementierung multiprofessioneller Teams und sozialräumlicher Vernetzung? Und von welchen Gelingens- und Misslingensbedingungen sind Kooperationen und Vernetzungen abhängig? (Wörtliche Übernahme des Kapitels 3: Empfehlungen und Ausblick)
Original languageGerman
Place of PublicationHannover
PublisherWillibald Gebhardt Institut
Number of pages32
Publication statusPublished - 01.2013
Externally publishedYes

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