Welchen Journalismus braucht die Nachhaltigkeit? Bestandsaufnahme und Bedarfsanalyse in Wissenschaft und Praxis – Ergebnisse eines iterativen Delphis

Publikation: Arbeits- oder Diskussionspapiere und BerichteArbeits- oder Diskussionspapiere

Authors

Nachhaltigkeitsthemen sind „langsame Themen“. In den Medien werden sie selten an populärer Stelle platziert und mit der nötigen Tiefe aufbereitet. Doch einigen journalistischen Pionier_innen gelingt schon heute, was viele andere Medienmacher_innen vor große Hürden stellt. Das Institut für Umweltkommunikation an der Leuphana Universität Lüneburg befragte 29 Journalist_innen und Wissenschafter_innen mit Nachhaltigkeitsexpertise dazu, wie Journalist_innen Nachhaltigkeit bzw. nachhaltige Entwicklung erfolgreich in die Medien bringen können und stellte die Ergebnisse in einem Fachgespräch erneut zur Diskussion. Das Ergebnis dieser Delphi-Studie ist ein dringender Qualifizierungsbedarf unter Medienschaffenden. Statt eines eindeutig definierten Nachhaltigkeitsverständnisses dominieren Abstumpfung, Überforderung und Wissensdefizite im journalistischen Diskurs um Nachhaltigkeit. Unter den Nachhaltigkeitsjournalist_innen lassen sich drei Lager mit unterschiedlichen Ausprägungen erkennen: konservative, reform-orientierte und transformative Nachhaltigkeitsjournalist_innen. Während es für konservative Nachhaltigkeitsjournalist_innen kaum spezifischer Anpassungen bedarf und Nachhaltigkeit ein Thema wie jedes andere ist, sehen die beiden anderen Lager mehr Handlungsbedarf. Für reform-orientierte und transformative Nachhaltigkeitsjournalist_innen stellt dieser Journalismus eine generelle Querschnittsaufgabe dar. Keine neuen Ressorts oder eine neue Berufsgruppe, sondern geeignete Nischen in Massenmedien sowie neue Kanäle müssen erschlossen werden, um das Leitbild Nachhaltigkeit generell und seine spezifischen Themen flächendeckend in die Medienlandschaft zu integrieren. Interdisziplinäres Arbeiten und eine gewisse Visions- oder Zukunftskompetenz zeichnen Nachhaltigkeitsjournalismus ebenso aus. Nachhaltigkeitsthemen erfordern besonders für das reform-orientierte und das transformative Lager einen Tempowechsel im Journalismus, der Abstand gewinnt von einer Ökonomisierung der Medienlandschaft und sowohl schnelllebige als auch tiefgründige Kommunikation ermöglicht. Qualifizierungsangebote, Netzwerkbildung und Experimentierräume für Journalist_innen können dazu beitragen, Nachhaltigkeit auch trotz der schwierigen Bedingungen wirkungsvoll in die Medien zu bringen. Kennzeichnend für transformative Nachhaltigkeitsjournalist_innen ist, dass sie über den Nachrichten- und meinungsorientierten Journalismus teilweise hinaus gehen und mit nachhaltigkeitsbezogenem Embedded Journalism experimentieren, der auch Gestaltungsmöglichkeiten für die Rezipienten aufzeigt.
OriginalspracheDeutsch
ErscheinungsortLüneburg
VerlagInstitut für Umweltkommunikation der Universität Lüneburg
Anzahl der Seiten39
PublikationsstatusErschienen - 10.10.2013

Zugehörige Projekte

  • Initiative "Nachhaltigkeit und Journalismus" - Durchführung einer Experten-Workshop-Reihe und Entwicklung von Modulen für die Aus- und Weiterbildung

    Projekt: Transfer (Weiterbildung)

Dokumente

Zuletzt angesehen

Forschende

  1. Vanessa Lambers

Publikationen

  1. Les aspects économiques, juridiques et administratifs du fédéralisme allemand
  2. Aus unmittelbarer Nähe online beobachten – Chancen multiperspektivischer Unterrichtsaufnahmen für die Lehrkräftebildung
  3. Political Parties, Elections and Ethnicity in Kenya
  4. BA/MA in der Lehrerbildung zwischen Bologna-Beschluss und traditioneller Staatsprüfung
  5. Ergebnisse vergleichender Untersuchungen in Natur- und Wirtschaftswäldern und Folgerungen für eine naturnahe Buchenwirtschaft
  6. Umweltkommunikation in lokalen Agenda 21-Prozessen
  7. Ausbreitung von Pflanzen durch Schalenwild
  8. Spiel mit Affekten – Probleme und Chancen von simulativen Übungen für Großlagen
  9. Naturschutz in der Kulturlandschaft 2050 - Interaktion von Natur, Klima und Mensch
  10. Musikalische Erfahrungen biografisch rekonstruieren
  11. Damit Nachhaltigkeit drin ist, wo Nachhaltigkeit drauf steht
  12. Eichner, Detlef: Demokratie-Lernen im Politikunterricht durch Lebensweltanalysen. Hamburg (Kovac) 2006
  13. Eine Kultur des Zweifels
  14. Strategische Allianzen arbeitsmarktpolitischer Dienstleistungsunternehmen
  15. Männliche Jugendliche im Frauenhaus - Chancen und Herausforderungen für die pädagogische Arbeit
  16. Winnie-the-Pooh und der erwachsene Leser: Die Mehrfachadressiertheit eines kinderliterarischen Textes im Übersetzungsvergleich
  17. Humanökologie und Urbanisierung
  18. Kritische Analyse der steuerlichen Rahmenbedingungen für Private Equity in Deutschland
  19. Der gemeinnützige Familienstiftungsverbund als Instrument der Unternehmensnachfolge
  20. European Green Deal
  21. Prüfbarkeit des Angebotes bei einem gegenständlichen Nachtrag und einem Nachtrag infolge Störungen des Bauablaufes
  22. Marketing für Gründungsunternehmen - Forschungsstand und Forschungsperspektive
  23. Vergleichende Untersuchungen zur Struktur und Vegetation von Natur- und Wirtschaftswäldern des Tieflandes auf der Grundlage räumlich expliziter Vegetationsmodelle
  24. Praedicatio Identica
  25. Un nietzschianesimo senza riserve. La volontà di potenza nel dispositivo del potere pastorale
  26. Psychische Gesundheit von Schulkindern in Zeiten der Corona-Pandemie
  27. Schwache Regierungschefs? Politische Erfahrung und Amtsdauer von Premierministern in Mittel- und Osteuropa
  28. A Lost Generation - Jobless Young People in Europe
  29. Planung und Steuerung der Montage auf Basis bauteilinhärenter Informationen
  30. Künste, Kultur und Künstler im Verständnis der Stadtentwicklung - eine vergleichende Stadtforschung
  31. Sportwissenschaftlicher Nachwuchs 2000
  32. Grundlagen stoffstrombasierter betrieblicher Umweltinformationssysteme
  33. Zur Finanz-, Branchen- und Nachhaltigkeitsexpertise im Prüfungsausschuss bei börsennotierten Aktiengesellschaften
  34. Transkulturalität, Hybridität und neue Ethnizitäten im Spiegel der Diskussion um „Kulturelle Vielfalt“ im Rahmen einer Bildung für nachhaltige Entwicklung
  35. The poverty of journal publishing
  36. Концептуализация студенческих практик в рамках Болонских критериев