Verminderte Kohleverstromung könnte zeitnah einen relevanten Beitrag zum deutschen Klimaschutzziel leisten

Publikation: Beiträge in ZeitschriftenZeitschriftenaufsätzeForschung

Authors

  • Felix Reitz
  • Clemens Gerbaulet
  • Christian von Hirschhausen
  • Claudia Kemfert
  • Casimir Lorenz
  • Pao-Yu Oei
Die deutsche Bundesregierung hat sich das Ziel gesetzt, die Treibhausgasemissionen bis zum Jahr 2020 um 40 Prozent gegenüber 1990 zu senken. Aktuelle Projektionen gehen davon aus, dass dieses Ziel nur bei Ergreifung weiterer Maßnahmen erreicht wird. Eine wichtige Rolle kommt dabei dem Stromsektor zu, dessen Emissionen zu etwa 85 Prozent in Braun- und Steinkohlekraftwerken entstehen. Große Teile der deutschen Kohlekraftwerke sind schon sehr alt und besonders CO2-intensiv. Im Rahmen des derzeit von der Bundesregierung vorbereiteten Aktionsprogramms Klimaschutz 2020 wird daher als kurzfristig wirksame Maßnahme eine frühzeitige Stilllegung von Kohlekraftwerken diskutiert. Die Gelegenheit hierfür erscheint aufgrund der derzeit bestehenden Überkapazitäten und den damit einhergehenden niedrigen Großhandelspreisen sowie hohen Stromexporten günstig. Szenariorechnungen für das deutsche Stromsystem des Jahres 2015 zeigen, dass die Abschaltung der ältesten und CO2-intensiven Kohlekraftwerke einen substantiellen Beitrag zur Erreichung der Klimaschutzziele der Bundesregierung leisten kann. Bei einer zusätzlichen Stilllegung von rund drei Gigawatt Steinkohle- und sechs Gigawatt Braunkohlekapazitäten ergibt sich eine CO2-Reduktion von 23 Millionen Tonnen. Hinzu kommen Einsparungen, die sich durch den bereits heute angekündigten Rückbau von rund drei GW Steinkohlekraftwerken ergeben. Gleichzeitig steigen die Großhandelsstrompreise, wodurch sich die Wirtschaftlichkeit der Stromerzeugung insbesondere von flexiblen Gaskraftwerken verbessert. Aufgrund des gestiegenen Großhandelspreises sinkt auch die EEG-Umlage. -- -- According to the climate target set by the German government for 2020, greenhouse gas emissions are to be reduced by 40 percent compared to 1990 levels. However, current projections indicate that this target will only be achieved if further measures are implemented. The power sector has an important role to play here, around 85 percent of its emissions are produced by lignite and hard-coal power plants. A large number of German power stations are already very old and particularly CO2-intensive. Therefore, in the context of the Climate Action Programme 2020 developed by the German government, early closure of lignite and hard coal-fired power plants is being discussed as an effective short-term measure. This appears to be a particularly favorable option due to the current overcapacities, resultant low wholesale prices, and high electricity exports. Scenario calculations for the German power system for 2015 indicate that closing the oldest and most CO2-intensive coal-fired plants could make a substantial contribution to achieving the German government's climate targets. If additional hard-coal power stations with a total capacity of three gigawatts and lignite power stations with a capacity of six gigawatts were to be closed, this would result in a 23-million-ton reduction in CO2 emissions. The shutdown of hard-coal-fired power plants with an overall capacity of around three gigawatts already announced would generate further reductions. At the same time, wholesale prices are on the increase, which makes power generation by flexible gasdriven plants in particular more cost effective. The wholesale price increase would also lead to a reduction in the EEG surcharge.
OriginalspracheDeutsch
ZeitschriftDIW Wochenbericht
Jahrgang81
Ausgabenummer47
Seiten (von - bis)1219-1229
Anzahl der Seiten11
ISSN0012-1304
PublikationsstatusErschienen - 2014
Extern publiziertJa

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