Wenn von ‚pädagogischem Verstehen ‘die Rede ist, dann wird alltagssprachlich meistens damit gemeint, dass Handlungen von Heranwachsenden nachsichtig zu behandeln seien. Es entsteht die Assoziation von Pädagogik als einer Profession, der es um Förderung von Heranwachsenden, um Verständnis für die Schwierigkeiten und Probleme von Kindern und Jugendlichen und um deren Schutz vor Anforderungen geht. Im alltagssprachlichen Verständnis wird mit ‚Verstehen ‘ein Verzeihen von Schwächen, Versagen und Zumutungen verbunden. Dieses ist ein erstaunliches Phänomen, weil Verstehen ansonsten in unserer Alltagssprache eher dazu dient, den Vorgang des Erfassens von Motiven und Intentionen anderer Menschen oder das Begreifen der Bedeutung und des Sinns von menschlichen Artefakten zu beschreiben, ‚Pädagogisches Verstehen’ scheint dagegen etwas Anderes anzusprechen. Hier scheint das Einander-Verstehen von Menschen im Vordergrund zu stehen. Dieses Verstehen dient also einer Beziehung von Mensch zu Mensch. Die Alltagserfahrung lehrt, dass gerade die Erfahrung und Empfindung, dass Erwachsene sich nicht distanziert, sondern verständnisvoll verhalten, Heranwachsenden dabei hilft, sich den Erziehern nahe und von diesen verstanden zu fühlen. Hingegen geht es in der Diskussion um wissenschaftliches Verstehen um andere Fragen. Hier wird ‚Verstehen ‘diskutiert als Interpretieren, Deuten oder Exegese betreiben.