Energiewende und Strommarktdesign: Zwei Preiszonen für Deutschland sind keine Lösung

Publikation: Beiträge in ZeitschriftenZeitschriftenaufsätzeForschung

Standard

Energiewende und Strommarktdesign: Zwei Preiszonen für Deutschland sind keine Lösung. / Egerer, Jonas; Hirschhausen, Christian von; Weibezahn, Jens et al.
in: DIW Wochenbericht, Jahrgang 82, Nr. 9, 2015, S. 183-190.

Publikation: Beiträge in ZeitschriftenZeitschriftenaufsätzeForschung

Harvard

APA

Vancouver

Bibtex

@article{984a167df8964acc88b25d5bc40d2260,
title = "Energiewende und Strommarktdesign: Zwei Preiszonen f{\"u}r Deutschland sind keine L{\"o}sung",
abstract = "Im Zug der Energiewende sind in den letzten Jahren die Anforderungen an das Stromnetz kontinuierlich gestiegen, insbesondere wird die Optimierung der Nutzung vorhandener Ressourcen durch das sogenannte Engpassmanagement - den Umgang mit Engp{\"a}ssen im Netz - bedeutsamer. Vor diesem Hintergrund wird verst{\"a}rkt diskutiert, ob regional differenzierte Preisgestaltung die richtigen Anreize f{\"u}r Stromerzeuger geben kann. Eine Option f{\"u}r regionale Differenzierung ist die Einf{\"u}hrung mehrerer Zonen, in denen sich unterschiedliche Strompreise bilden k{\"o}nnen. Von einem solchen System werden vielfach Anreize zu Investitionen in Kraftwerkskapazit{\"a}ten, ein effizienterer Kraftwerkseinsatz, ein sicherer Systembetrieb, die Integration erneuerbarer Energien und liquide Stromm{\"a}rkte erwartet. Im Ergebnis w{\"u}rde so eine effizientere und kosteng{\"u}nstigere Steuerung der Strombereitstellung und der Stromnachfrage erm{\"o}glicht. Die deutsche Energiepolitik hat sich bisher eindeutig f{\"u}r die Beibehaltung einer einheitlichen Preiszone im Strommarkt ausgesprochen. Im Rahmen der vorliegenden Studie erstellte modellbasierte Szenarien sowie Plausibilit{\"a}tserw{\"a}gungen legen nahe, dass die Einf{\"u}hrung von zwei Preiszonen in Deutschland aktuell keinen wesentlichen Beitrag zur Verbesserung des Engpassmanagements leisten w{\"u}rde, im Gegenteil: Es w{\"a}re sogar zu bef{\"u}rchten, dass zwei Preiszonen (Norden und S{\"u}den) zu einer geringeren Marktliquidit{\"a}t und zu Marktunsicherheiten f{\"u}hren w{\"u}rden. Die Preiseffekte w{\"a}ren gegenw{\"a}rtig nur gering. Die durchschnittliche Preisdifferenz zwischen den Zonen w{\"u}rde mit 1,70 Euro/MWh weniger als f{\"u}nf Prozent des Gro{\ss}handelsstrompreises betragen, und die Notwendigkeit von Anpassungen des Marktergebnisses aufgrund von Netzengp{\"a}ssen (Redispatch) w{\"u}rde sich nicht wesentlich verringern. Zum gegenw{\"a}rtigen Zeitpunkt ist daher von der Einf{\"u}hrung von zwei Preiszonen in Deutschland abzuraten. Davon unber{\"u}hrt sollte die Einf{\"u}hrung von st{\"a}rker regionalisierten Preissignalen ({"}nodal pricing{"}) sowohl f{\"u}r Deutschland als auch im europ{\"a}ischen Kontext gepr{\"u}ft werden. -- -- Requirements for the electricity network in Germany increased in recent years due to the energy transition. The utilization of existing infrastructure applying so called congestion management becomes more important. Regional pricing might help to set the right incentives for generation companies. One option for regional price differentiation is splitting the market into multiple bidding zones with deviating electricity prices. Expectations for such a design include incentives for investments in power plants, more efficient power plant dispatch, increased system stability, integration of renewable energy sources, as well as liquid electricity markets. The result would be a more efficient and economic coordination of electricity supply and demand. So far, the German energy policy has taken a clear stand against regional pricing and favors the status quo of a single bidding zone. The model based scenario analysis and qualitative reasoning indicate that at this moment in time two bidding zones do not improve congestion management. The implementation of two bidding zones might even lead to lower market liquidity and market uncertainties. With an average difference of 1.70 Euro/MWh (less than five percent of wholesale prices), price effects between the northern and southern bidding zone are marginal. Also, the necessity for re-dispatch (alternating market results due to network congestion) does not decline significantly. In the current situation it therefore does not seem advisable to introduce two bidding zones in Germany. However, the implementation of farther reaching regional pricing (i. e. nodal pricing) for Germany as well as Europe should be examined.",
keywords = "Volkswirtschaftslehre, electricity, congestion management, bidding zones, Energiewende, Germany, electricity, congestion management, bidding zones, Germany, Energiewende",
author = "Jonas Egerer and Hirschhausen, {Christian von} and Jens Weibezahn and Claudia Kemfert",
year = "2015",
language = "Deutsch",
volume = "82",
pages = "183--190",
journal = "DIW Wochenbericht",
issn = "0012-1304",
publisher = "Deutsches Institut f{\"u}r Wirtschaftsforschung (DIW)",
number = "9",

}

RIS

TY - JOUR

T1 - Energiewende und Strommarktdesign

T2 - Zwei Preiszonen für Deutschland sind keine Lösung

AU - Egerer, Jonas

AU - Hirschhausen, Christian von

AU - Weibezahn, Jens

AU - Kemfert, Claudia

PY - 2015

Y1 - 2015

N2 - Im Zug der Energiewende sind in den letzten Jahren die Anforderungen an das Stromnetz kontinuierlich gestiegen, insbesondere wird die Optimierung der Nutzung vorhandener Ressourcen durch das sogenannte Engpassmanagement - den Umgang mit Engpässen im Netz - bedeutsamer. Vor diesem Hintergrund wird verstärkt diskutiert, ob regional differenzierte Preisgestaltung die richtigen Anreize für Stromerzeuger geben kann. Eine Option für regionale Differenzierung ist die Einführung mehrerer Zonen, in denen sich unterschiedliche Strompreise bilden können. Von einem solchen System werden vielfach Anreize zu Investitionen in Kraftwerkskapazitäten, ein effizienterer Kraftwerkseinsatz, ein sicherer Systembetrieb, die Integration erneuerbarer Energien und liquide Strommärkte erwartet. Im Ergebnis würde so eine effizientere und kostengünstigere Steuerung der Strombereitstellung und der Stromnachfrage ermöglicht. Die deutsche Energiepolitik hat sich bisher eindeutig für die Beibehaltung einer einheitlichen Preiszone im Strommarkt ausgesprochen. Im Rahmen der vorliegenden Studie erstellte modellbasierte Szenarien sowie Plausibilitätserwägungen legen nahe, dass die Einführung von zwei Preiszonen in Deutschland aktuell keinen wesentlichen Beitrag zur Verbesserung des Engpassmanagements leisten würde, im Gegenteil: Es wäre sogar zu befürchten, dass zwei Preiszonen (Norden und Süden) zu einer geringeren Marktliquidität und zu Marktunsicherheiten führen würden. Die Preiseffekte wären gegenwärtig nur gering. Die durchschnittliche Preisdifferenz zwischen den Zonen würde mit 1,70 Euro/MWh weniger als fünf Prozent des Großhandelsstrompreises betragen, und die Notwendigkeit von Anpassungen des Marktergebnisses aufgrund von Netzengpässen (Redispatch) würde sich nicht wesentlich verringern. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt ist daher von der Einführung von zwei Preiszonen in Deutschland abzuraten. Davon unberührt sollte die Einführung von stärker regionalisierten Preissignalen ("nodal pricing") sowohl für Deutschland als auch im europäischen Kontext geprüft werden. -- -- Requirements for the electricity network in Germany increased in recent years due to the energy transition. The utilization of existing infrastructure applying so called congestion management becomes more important. Regional pricing might help to set the right incentives for generation companies. One option for regional price differentiation is splitting the market into multiple bidding zones with deviating electricity prices. Expectations for such a design include incentives for investments in power plants, more efficient power plant dispatch, increased system stability, integration of renewable energy sources, as well as liquid electricity markets. The result would be a more efficient and economic coordination of electricity supply and demand. So far, the German energy policy has taken a clear stand against regional pricing and favors the status quo of a single bidding zone. The model based scenario analysis and qualitative reasoning indicate that at this moment in time two bidding zones do not improve congestion management. The implementation of two bidding zones might even lead to lower market liquidity and market uncertainties. With an average difference of 1.70 Euro/MWh (less than five percent of wholesale prices), price effects between the northern and southern bidding zone are marginal. Also, the necessity for re-dispatch (alternating market results due to network congestion) does not decline significantly. In the current situation it therefore does not seem advisable to introduce two bidding zones in Germany. However, the implementation of farther reaching regional pricing (i. e. nodal pricing) for Germany as well as Europe should be examined.

AB - Im Zug der Energiewende sind in den letzten Jahren die Anforderungen an das Stromnetz kontinuierlich gestiegen, insbesondere wird die Optimierung der Nutzung vorhandener Ressourcen durch das sogenannte Engpassmanagement - den Umgang mit Engpässen im Netz - bedeutsamer. Vor diesem Hintergrund wird verstärkt diskutiert, ob regional differenzierte Preisgestaltung die richtigen Anreize für Stromerzeuger geben kann. Eine Option für regionale Differenzierung ist die Einführung mehrerer Zonen, in denen sich unterschiedliche Strompreise bilden können. Von einem solchen System werden vielfach Anreize zu Investitionen in Kraftwerkskapazitäten, ein effizienterer Kraftwerkseinsatz, ein sicherer Systembetrieb, die Integration erneuerbarer Energien und liquide Strommärkte erwartet. Im Ergebnis würde so eine effizientere und kostengünstigere Steuerung der Strombereitstellung und der Stromnachfrage ermöglicht. Die deutsche Energiepolitik hat sich bisher eindeutig für die Beibehaltung einer einheitlichen Preiszone im Strommarkt ausgesprochen. Im Rahmen der vorliegenden Studie erstellte modellbasierte Szenarien sowie Plausibilitätserwägungen legen nahe, dass die Einführung von zwei Preiszonen in Deutschland aktuell keinen wesentlichen Beitrag zur Verbesserung des Engpassmanagements leisten würde, im Gegenteil: Es wäre sogar zu befürchten, dass zwei Preiszonen (Norden und Süden) zu einer geringeren Marktliquidität und zu Marktunsicherheiten führen würden. Die Preiseffekte wären gegenwärtig nur gering. Die durchschnittliche Preisdifferenz zwischen den Zonen würde mit 1,70 Euro/MWh weniger als fünf Prozent des Großhandelsstrompreises betragen, und die Notwendigkeit von Anpassungen des Marktergebnisses aufgrund von Netzengpässen (Redispatch) würde sich nicht wesentlich verringern. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt ist daher von der Einführung von zwei Preiszonen in Deutschland abzuraten. Davon unberührt sollte die Einführung von stärker regionalisierten Preissignalen ("nodal pricing") sowohl für Deutschland als auch im europäischen Kontext geprüft werden. -- -- Requirements for the electricity network in Germany increased in recent years due to the energy transition. The utilization of existing infrastructure applying so called congestion management becomes more important. Regional pricing might help to set the right incentives for generation companies. One option for regional price differentiation is splitting the market into multiple bidding zones with deviating electricity prices. Expectations for such a design include incentives for investments in power plants, more efficient power plant dispatch, increased system stability, integration of renewable energy sources, as well as liquid electricity markets. The result would be a more efficient and economic coordination of electricity supply and demand. So far, the German energy policy has taken a clear stand against regional pricing and favors the status quo of a single bidding zone. The model based scenario analysis and qualitative reasoning indicate that at this moment in time two bidding zones do not improve congestion management. The implementation of two bidding zones might even lead to lower market liquidity and market uncertainties. With an average difference of 1.70 Euro/MWh (less than five percent of wholesale prices), price effects between the northern and southern bidding zone are marginal. Also, the necessity for re-dispatch (alternating market results due to network congestion) does not decline significantly. In the current situation it therefore does not seem advisable to introduce two bidding zones in Germany. However, the implementation of farther reaching regional pricing (i. e. nodal pricing) for Germany as well as Europe should be examined.

KW - Volkswirtschaftslehre

KW - electricity

KW - congestion management

KW - bidding zones

KW - Energiewende

KW - Germany

KW - electricity

KW - congestion management

KW - bidding zones

KW - Germany

KW - Energiewende

M3 - Zeitschriftenaufsätze

VL - 82

SP - 183

EP - 190

JO - DIW Wochenbericht

JF - DIW Wochenbericht

SN - 0012-1304

IS - 9

ER -

Links