Der schnelle Anstieg des Grundwassers nach Starkregen
Publikation: Beiträge in Zeitschriften › Zeitschriftenaufsätze › Forschung › begutachtet
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in: Hydrologie und Wasserbewirtschaftung, Jahrgang 64, Nr. 2, 04.2020, S. 66-74.
Publikation: Beiträge in Zeitschriften › Zeitschriftenaufsätze › Forschung › begutachtet
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RIS
TY - JOUR
T1 - Der schnelle Anstieg des Grundwassers nach Starkregen
AU - Wittenberg, Hartmut
AU - Aksoy, Hafzullah
AU - Miegel, Konrad
PY - 2020/4
Y1 - 2020/4
N2 - In der hydrologischen Praxis, aber auch in wissenschaftlichen Arbeiten, wird die Grundwasserneubildung aus Niederschlag meist als langsamer Prozess der Versickerung durch Bodenschichten gleichmäßiger Textur in Analogie der Gesetze von Darcy und Richards angenommen. In den meisten Einzugsgebieten gelangt jedoch bei Starkniederschlägen Regenwasser innerhalb weniger Stunden über Makroporen und präferentielle Fließwege zu den oberflächennahen, ungespannten Grundwasserleitern. Neubildungsphasen erstrecken sich im Wesentlichen über einige Tage, in denen der Grundwasserspiegel ansteigt und dadurch der Basisabfluss in den Flüssenerhöht wird. In der vorliegenden Untersuchung werden Grundwasserneubildung und -speicherung aus dem Basisabfluss berechnet, der mit dem nichtlinearen Speicheralgorithmus von Zeitreihen täglicher Abflüsse an Pegeln in Norddeutschland abgetrennt wurde.Die Ergebnisse werden mit gemessenen Grundwasserspiegelschwankungen in den Einzugsgebieten und täglichen Versickerungsraten in zwei Lysimeterstationen verglichen. Die Ganglinien der Zusickerung zur gesättigten Zone mit ihrem raschen Anstieg stimmen im Allgemeinen überein. Während jedoch bei der Ermittlung aus dem Basisabfluss die ereignisbezogene Neubildung endet, sobald dieser wieder seine typische Rückgangskurve annimmt, kann die Versickerung in Lysimetern deutlich länger andauern. Das Volumen der Lysimeter-Versickerung ist im Allgemeinen etwas höher als die Grundwasserneubildung in Einzugsgebieten, bedingt durch den unter-schiedlichen Bewuchs, insbesondere aber, weil der Rand um die Oberfläche der Lysimeter den Oberflächenabfluss verhindert. Zudem erlauben die Wände der Geräte nur vertikale Strömungen. Ohne Korrektur sollten deshalb die Durchsickerungsraten von Lysimetern nicht als Grundwasserneubildung von Standorten mit signifikanten lateralen Austauschprozessen oder von ganzen Einzugsgebieten angegeben werden. Es wird daneben festgestellt, dass die Formen der abgeleiteten Antwortfunktionen der Neubildung auf eine Niederschlagseinheit praktisch zeitinvariant sind, jedoch mit einer starken jahreszeitlichen Variation des Verhältnisses von Neubildung zumNiederschlag der Ereignisse.
AB - In der hydrologischen Praxis, aber auch in wissenschaftlichen Arbeiten, wird die Grundwasserneubildung aus Niederschlag meist als langsamer Prozess der Versickerung durch Bodenschichten gleichmäßiger Textur in Analogie der Gesetze von Darcy und Richards angenommen. In den meisten Einzugsgebieten gelangt jedoch bei Starkniederschlägen Regenwasser innerhalb weniger Stunden über Makroporen und präferentielle Fließwege zu den oberflächennahen, ungespannten Grundwasserleitern. Neubildungsphasen erstrecken sich im Wesentlichen über einige Tage, in denen der Grundwasserspiegel ansteigt und dadurch der Basisabfluss in den Flüssenerhöht wird. In der vorliegenden Untersuchung werden Grundwasserneubildung und -speicherung aus dem Basisabfluss berechnet, der mit dem nichtlinearen Speicheralgorithmus von Zeitreihen täglicher Abflüsse an Pegeln in Norddeutschland abgetrennt wurde.Die Ergebnisse werden mit gemessenen Grundwasserspiegelschwankungen in den Einzugsgebieten und täglichen Versickerungsraten in zwei Lysimeterstationen verglichen. Die Ganglinien der Zusickerung zur gesättigten Zone mit ihrem raschen Anstieg stimmen im Allgemeinen überein. Während jedoch bei der Ermittlung aus dem Basisabfluss die ereignisbezogene Neubildung endet, sobald dieser wieder seine typische Rückgangskurve annimmt, kann die Versickerung in Lysimetern deutlich länger andauern. Das Volumen der Lysimeter-Versickerung ist im Allgemeinen etwas höher als die Grundwasserneubildung in Einzugsgebieten, bedingt durch den unter-schiedlichen Bewuchs, insbesondere aber, weil der Rand um die Oberfläche der Lysimeter den Oberflächenabfluss verhindert. Zudem erlauben die Wände der Geräte nur vertikale Strömungen. Ohne Korrektur sollten deshalb die Durchsickerungsraten von Lysimetern nicht als Grundwasserneubildung von Standorten mit signifikanten lateralen Austauschprozessen oder von ganzen Einzugsgebieten angegeben werden. Es wird daneben festgestellt, dass die Formen der abgeleiteten Antwortfunktionen der Neubildung auf eine Niederschlagseinheit praktisch zeitinvariant sind, jedoch mit einer starken jahreszeitlichen Variation des Verhältnisses von Neubildung zumNiederschlag der Ereignisse.
KW - rapid groundwater recharge
KW - preferential flow
KW - baseflow
KW - lysimeters
KW - Bauwesen und Architektur
KW - Schnelle Grundwasserneubildung
KW - präferentielle Fließwege
KW - Basisabfluß
KW - Lysimeter
U2 - 10.5675/HyWa_2020.2_1
DO - 10.5675/HyWa_2020.2_1
M3 - Zeitschriftenaufsätze
VL - 64
SP - 66
EP - 74
JO - Hydrologie und Wasserbewirtschaftung
JF - Hydrologie und Wasserbewirtschaftung
SN - 1439-1783
IS - 2
ER -