Re-thinking Solidarity and Care Infrastructures in Belarusian Protest Art 2020–2021

Projekt: Dissertationsprojekt

Projektbeteiligte

Beschreibung

Gegenstand der Forschung: Politische künstlerische Praktiken und ihre Rolle bei der Gestaltung von Solidarität und Care-Netzwerken in nicht-demokratischen Gesellschaften.

Forschungsfrage: Das vorliegende Forschungsvorhaben möchte zwei Blöcke miteinander zusammenhängender Fragen umreißen und untersuchen. Während der anhaltenden sozialen und politischen Krisen wurde deutlich, dass Formen der Verwundbarkeit und Co-Abhängigkeit einerseits und Unterdrückung und Kontrolle andererseits die tiefgehendsten Schichten unserer Existenz erreichen und sich auf die Ebene des persönlichen Umfelds auswirken, wodurch Prekarität zu einem diffusen Merkmal wird: Individuen erleben ihre Verwundbarkeit verschiedenen, je nach Status und sozialer Situation. Es stellt sich die Frage, ob es eine Grenze der Prekarität gibt, ob es etwas gibt, das über die Arbeit von Ein- und Ausschlussmechanismen hinausgeht. Was ist die Basis für eine solche Existensweise, und wie können neue Formen der Solidarität und Verbundenheit geschaffen werden? In welcher Form ist eine positive Verwundbarkeit als Grundlage der Solidarität möglich, und wie sollten Care-Infrasturkturen aufgebaut sein?

Wir können beobachten, wie zeitgenössische und politische Kunst zu einem Instrument sozialer Transformationen wird, wie sie dem Wachstum von Communities dient und die Idee von Solidarität auf der Grundlage von Care als strukturelle Praxis, als Lebensgestaltung fördert. Die künstlerische Geste wurde zu einer politischen Handlung (Aktion), einem Ausdruck von Hoffnung auf Veränderungen, zu einem Instrument politischer Fantasie. Wie konnte eine künstlerische Praxis einen so starken Einfluss auf die Gesellschaft haben? Wie kam es zu diesem Schnittpunkt zwischen künstlerischer Praxis und politischer Handlung? Wie wirkt sich dies auf unsere Wahrnehmung des Politischen, der Kunst und des Handelns in der heutigen Zeit aus?

Selbst innerhalb unterdrückter Gesellschaften können Care-Infrastrukturen und Solidaritätsnetzwerke geschaffen werden. In einer Situation extremer Gewalt können Teilnehmende das Potenzial friedlicher, sanfter Protesttaktiken nutzen und weiterhin Hilfe und Unterstützung leisten, wobei sie gleichzeitig die jeweiligen Stärken und Schwächen voneinander anerkennen. In der politischen Kunst bilden sich Instrumente und visuelle Ausdrucksmittel heraus, die zur Aufspaltung monolithischer Narrative beitragen. Politische Kunst bietet die Möglichkeit, die innere Verankerung und Unantastbarkeit von Hierarchien zu überwinden, und berücksichtigt viele verschiedene Standpunkte, Wahrnehmungen, Interpretationen, Visionen und Affekte. Indem sie mit der Realität des Affekts arbeitet, ermöglicht es moderne politische Kunst den Individuen und Gruppen, sich im Handlungsmoment zu engagieren, eine unabhängige Agenda zu erstellen und horizontale Vernetzungen außerhalb hierarchischer Strukturen zu bilden.
StatusLaufend
Zeitraum01.10.22 → …