David und Goliath? ‚Ganz indiskutabel‘! Fundbericht auf der Website des Forschungsprojekts „1968: Ideenkonflikte in globalen Archiven“, Deutsches Literaturarchiv Marbach
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2019Fundbericht.
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T1 - David und Goliath? ‚Ganz indiskutabel‘!
T2 - Fundbericht auf der Website des Forschungsprojekts „1968: Ideenkonflikte in globalen Archiven“, Deutsches Literaturarchiv Marbach
AU - Betzler, Lukas
PY - 2019/7
Y1 - 2019/7
N2 - Etwa zu Beginn des Jahres 1969 schlug der Schriftsteller Franz Fühmann dem SED-eigenen Kinderbuchverlag, mit dem er seit 1958 als Autor verbunden war, ein neues Projekt vor: eine Nachdichtung der alttestamentarischen Geschichte von David und Goliath. Der 1922 geborene Fühmann, der heute oft im Schatten von Freund/innen und Kolleg/innen wie Christa Wolf oder Günter Kunert steht, hatte zu diesem Zeitpunkt schon mehrere Nacherzählungen von Märchen und Mythen für Kinder vorgelegt, zuletzt unter dem Titel Das hölzerne Pferd eine viel beachtete Nachdichtung der Ilias und der Odyssee. Im undatierten Typoskript des Exposés, das Fühmann zum Projekt ›David und Goliath‹ verfasste und das sich in verschiedenen Fassungen im Fühmann-Archiv im Archiv der Akademie der Künste Berlin befindet, schildert er sein Vorhaben. Es verdeutlicht, dass Fühmanns Anspruch keineswegs darin bestand, die weithin bekannte Geschichte in zeitgemäß-kindgerechte Sprache zu übertragen, Komplexität zu reduzieren und Erwähnungen von Sexualität und Gewalt aus ihr zu tilgen. Vielmehr folgte er auch hier der in einem Werkstattgespräch von 1966 geäußerten Devise, »[j]ede Zeit« entdecke in den Mythen, Sagen und Geschichten der Weltliteratur »das neu, was sie für besonders wichtig hält, also auch die unsrige«. Und so erklärt er im Exposé zu ›David und Goliath‹, nicht nur die bekannte Episode mit der Steinschleuder erzählen zu wollen, sondern »eine zusammenhängende spannende Geschichte von Davids Taten, die insgesamt ein Kampf gegen einen größeren und gefährlicheren Riesen denn Goliath gewesen sind, ein Kampf nämlich gegen die angesichts feindlicher Bedrohung tödlich gewordene Uneinigkeit der israelischen Clans und für ihre Zusammenführung unter das Zepter des Volkskönigstums«.
AB - Etwa zu Beginn des Jahres 1969 schlug der Schriftsteller Franz Fühmann dem SED-eigenen Kinderbuchverlag, mit dem er seit 1958 als Autor verbunden war, ein neues Projekt vor: eine Nachdichtung der alttestamentarischen Geschichte von David und Goliath. Der 1922 geborene Fühmann, der heute oft im Schatten von Freund/innen und Kolleg/innen wie Christa Wolf oder Günter Kunert steht, hatte zu diesem Zeitpunkt schon mehrere Nacherzählungen von Märchen und Mythen für Kinder vorgelegt, zuletzt unter dem Titel Das hölzerne Pferd eine viel beachtete Nachdichtung der Ilias und der Odyssee. Im undatierten Typoskript des Exposés, das Fühmann zum Projekt ›David und Goliath‹ verfasste und das sich in verschiedenen Fassungen im Fühmann-Archiv im Archiv der Akademie der Künste Berlin befindet, schildert er sein Vorhaben. Es verdeutlicht, dass Fühmanns Anspruch keineswegs darin bestand, die weithin bekannte Geschichte in zeitgemäß-kindgerechte Sprache zu übertragen, Komplexität zu reduzieren und Erwähnungen von Sexualität und Gewalt aus ihr zu tilgen. Vielmehr folgte er auch hier der in einem Werkstattgespräch von 1966 geäußerten Devise, »[j]ede Zeit« entdecke in den Mythen, Sagen und Geschichten der Weltliteratur »das neu, was sie für besonders wichtig hält, also auch die unsrige«. Und so erklärt er im Exposé zu ›David und Goliath‹, nicht nur die bekannte Episode mit der Steinschleuder erzählen zu wollen, sondern »eine zusammenhängende spannende Geschichte von Davids Taten, die insgesamt ein Kampf gegen einen größeren und gefährlicheren Riesen denn Goliath gewesen sind, ein Kampf nämlich gegen die angesichts feindlicher Bedrohung tödlich gewordene Uneinigkeit der israelischen Clans und für ihre Zusammenführung unter das Zepter des Volkskönigstums«.
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