Vor dem Hintergrund der Klimakrise und deren gravierenden Auswirkungen auf die Menschheit wird die notwendige Dekarbonisierung der menschlichen Produktions- und Lebensweise in Wissenschaft und Gesellschaft breit diskutiert und vorangetrieben. Durch die zunehmende Verwendung des Begriffs der "Transformation" wird dabei die Bereitschaft für eine grundlegende Veränderung der sozio-ökonomischen Rahmenbedingungen suggeriert. Gleichzeitig verbleibt die Debatte meist auf der Ebene einzelner Dekarbonisierungsmaßnahmen sowie technischer Infrastrukturen, während grundlegende Mechanismen der kapitalistischen Produktions- und Lebensweise nur wenig Beachtung finden. In Übertragung des Ansatzes von Norman Laws (2015) aus dem Kontext der Biodiversitätspolitik kann zwischen zwei Ebenen möglicher Dekarbonisierungs- und Klimapolitik unterschieden werden: Die erste Ebene beinhaltet demnach konkrete Maßnahmen zur direkten oder indirekten Minderung von Treibhausgasemissionen und anderen klimaschädlichen Effekten (bspw. bestimmte Formen der Landnutzung). Das bekannte Instrumentarium klimapolitischer Maßnahmen ist hier zu verorten, darunter Systeme zur CO2-Bepreisung, Subventionen zur Unterstützung neuer, technischer Lösungen in der Industrie oder das politische Projekt der Energiewende. Auf der zweiten Ebene hingegen sind die dem Klimawandel zugrundeliegenden gesellschaftlichen und ökonomischen Triebkräfte und strukturellen Rahmenbedingungen angesiedelt. Im wissenschaftlichen Diskurs finden sich verschiedene Kandidaten für die Fundierung einer solchen Dekarbonisierungs- und Klimapolitik zweiter Ebene. Ziel des Forschungsprojekt ist es, diese sozio-ökonomischen Rahmenbedingungen der Klimakrise und der Dekarbonisierung zu fokussieren. Ausgehend von Suffizienz als grundlegender Nachhaltigkeitsperspektive werden dabei konkrete Maßnahmen für eine Dekarbonisierungs- und Klimapolitik zweiter Ordnung in Deutschland in den Blick genommen und abschließend im Rahmen einer Erhebung mit Akteuren des politisch-administrativen Systems in Deutschland empirisch untersucht.