Internationale wissenschaftliche Veranstaltung: „Zwölfte internationale Konferenz über das Monitoring und das Management von Besuchern in Erholungsund Schutzgebieten“
Project: Scientific event
Project participants
- Fischer, Jörn (Project manager, academic)
Description
Das Monitoring und Management von Besucherinnen und Besuchern in Schutzgebieten ist eine weltweite Herausforderung. Die Besuchernutzung kann bei nicht ausreichender Lenkung dazu führen, dass die Schutzzwecke gefährdet werden, z.B. durch Störungswirkungen auf Flora und Fauna wie Trittschäden oder Lebensraumbeunruhigung. Auf der anderen Seite tragen Tourismus- und Erholungsnutzung in wesentlichem Maße zur Regionalökonomie bei; insbesondere dann, wenn naturverträgliche, nachhaltige Angebote gefördert werden. Großschutzgebiete liegen weltweit bis auf wenige Ausnahmen im ländlichen Raum und stellen somit in diesen Bereichen substantielle Einkommensquellen dar. In großen Teilen des globalen Südens sind z.B. Nationalparke bedeutende Attraktionen und oft signifikanter Bestandteil der Tourismusstrategien der jeweiligen Länder. So ist z.B. der Anteil des Tourismus am Bruttoinlandsprodukt in Tansania mit 17,2% in etwa doppelt so hoch wie in Deutschland (8,8%). Allerdings ist nicht immer sichergestellt, dass die gesamte regionale Bevölkerung von den Vorteilen dieser Schutzgebiete profitiert, so dass der Mehrwert nicht immer offenbar wird. Eine fehlende Akzeptanz der Schutzgebiete vor Ort kann dann dazu beitragen, dass das Gebiet in seiner Existenz in Frage gestellt wird und somit die Ziele zum Erhalt der biologischen Vielfalt nicht erreicht werden können.
Insofern besteht die große Herausforderung darin, die Ansprüche der unterschiedlichen Nutzergruppen so auszubalancieren, dass die jeweiligen Zielsetzungen bestmöglich erreicht werden, ohne die parallel bestehenden Zielsetzungen zu kompromittieren. Besuchermanagement ist in seinen Dimensionen ein klassisches Beispiel für das Streben nach nachhaltiger Entwicklung im Dreieck Ökologie, Ökonomie und Sozialem. Tatsächlich ist das Forschungsfeld daher seit seiner Genese ein transdisziplinäres Wissenschaftsfeld, dessen Wurzeln in der Forschung gleichermaßen in den Naturwissenschaften (Ökologie, Naturschutzbiologie), den Sozialwissenschaften und der Wirtschaftsgeographie liegen. Mit der steigenden Zahl der Schutzgebiete, aber auch der signifikanten Zunahme an Tourismus und Erholung hat die Zahl der Interessenskonflikte in den letzten 20 Jahren stark zugenommen, so dass Beispiele guter Praxis überwiegend in der Theorie vorhanden sind, in der Praxis aber einer entsprechenden Konkretisierung bedürfen. Die Internationale Naturschutzunion (IUCN) hat im Rahmen einer Synopse der bestehenden Forschungsergebnisse 2018 einen Leitfaden „Tourism and visitor management in protected areas – Guidelines for sustainability“ herausgegeben, dessen Grundlagen wesentliche Themen der MMV-Konferenz darstellen.
Spätestens seit der Covid-19-Pandemie sind jedoch weitere Themenfelder in den Fokus gerückt, die nicht unbedingt auf das klassische Konfliktfeld zwischen Naturschutz und Tourismus-/Erholungsnutzung fokussieren. In Anbetracht einer stetig zunehmenden Zahl an Erholungssuchenden in der Landschaft haben auch die Konflikte zwischen den einzelnen Nutzergruppen (Wanderer vs. Mountainbiker z.B.) stark zugenommen. Außerdem rücken Fragestellungen der Teilhabe, Inklusion und der sozialen Gerechtigkeit in den Mittelpunkt des Interesses: Wer nutzt eigentlich Schutzgebiete und warum? Warum sind manchen Bevölkerungsgruppen unterrepräsentiert? Während international eine Vielzahl von Studien durchgeführt wurden, liegen hierzu in Deutschland so gut wie keine Forschungsergebnisse vor. So ist z.B. überhaupt nicht bekannt, welchen Bezug es zwischen der türkischstämmigen Bevölkerung in Deutschland (immerhin 13,1% des Bevölkerungsanteils) und Natur und Landschaft in Deutschland gibt. Es liegen ein paar Studien zu Fragen der Inklusion mit auch einigen Angeboten (z.B. im Nationalpark Hainich) vor, aber insgesamt ist dieser Bereich als Forschungslücke im deutschsprachigen Raum zu beschreiben. Insgesamt sind diese Fragestellungen aber nicht nur aus der Perspektive von Teilhabe und Inklusion zu betrachten, sondern haben auch eine hohe Relevanz im Naturschutz für das Management von Schutzgebieten: Die bislang unterrepräsentierten Bevölkerungsgruppen benötigen ggf. eine andere Infrastruktur in Schutzgebieten als die bestehende (Studien in anderen Ländern deuten darauf hin), weil ganz andere Nutzungen im Interesse stehen. Und mit de Ausgrenzung bestimmter Gruppen fallen ebensolche weg, die ggf. gesellschaftlich und politisch die Rolle von Schutzgebieten für das Erreichen von Biodiversitäts- und der globalen Nachhaltigkeitsziele unterstützen würden.
Dies vorausgeschickt, wurde mit der internationalen Steuerungsgruppe das Konferenzthema für die 12. MMV-Konferenz als „Recreation for all – Innovations to navigate multiple land use interests” (https://www.mmv12.de/en/conference-theme.html) festgelegt. Hiermit sollen folgende wissenschaftliche Fragestellungen – mit einem direkten Bezug zur Praxis und zur Umsetzung – adressiert werden:
1. Verbesserung der wissenschaftlichen Grundlagenforschung in Bezug auf Konflikte zwischen Naturschutz und Tourismus-/Erholungsnutzung:
a. Technische Innovationen im Monitoring (Einsatz von Künstlicher Intelligenz, Drohnen, Nutzung und Auswertung sozialer Medien etc.)
b. Methodische Innovationen im Monitoring (Agentenbasierte Modellierung, adaptives Management, Erfoolgskontrollen/Evaluation bei durchgeführten Managementmaßnahmen)
2. Verbesserung der Teilhabe unterrepräsentierter Nutzergruppen
a. Ansätze zur Verbesserung der Datenlage explizit im deutschsprachigen Raum zur Thematik unterrepräsentierter Gruppen in Natur und Landschaft (innovative empirische Methoden, Beispiele guter Praxis aus anderen Länderrn)
b. Entwicklung von Maßnahmen zur Verbesserung der Teilhabe (Co-Design von Studien, community-based management)
3. Trends im Bereich „nature-based recreation“
a. Veränderungen der Nutzeransprüche und -demographie
b. Klimawandelbedingte Veränderungen der Schutzgebiete und des Nutzerverhaltens
4.Regionalökonomische Effekte von Schutzgebieten
a. Methodische Innovationen zur Messung und Darstellung regionalökonomischer Effekte
b. Darstellung von Ökosystemleistungen der Schutzgebiete
Insofern besteht die große Herausforderung darin, die Ansprüche der unterschiedlichen Nutzergruppen so auszubalancieren, dass die jeweiligen Zielsetzungen bestmöglich erreicht werden, ohne die parallel bestehenden Zielsetzungen zu kompromittieren. Besuchermanagement ist in seinen Dimensionen ein klassisches Beispiel für das Streben nach nachhaltiger Entwicklung im Dreieck Ökologie, Ökonomie und Sozialem. Tatsächlich ist das Forschungsfeld daher seit seiner Genese ein transdisziplinäres Wissenschaftsfeld, dessen Wurzeln in der Forschung gleichermaßen in den Naturwissenschaften (Ökologie, Naturschutzbiologie), den Sozialwissenschaften und der Wirtschaftsgeographie liegen. Mit der steigenden Zahl der Schutzgebiete, aber auch der signifikanten Zunahme an Tourismus und Erholung hat die Zahl der Interessenskonflikte in den letzten 20 Jahren stark zugenommen, so dass Beispiele guter Praxis überwiegend in der Theorie vorhanden sind, in der Praxis aber einer entsprechenden Konkretisierung bedürfen. Die Internationale Naturschutzunion (IUCN) hat im Rahmen einer Synopse der bestehenden Forschungsergebnisse 2018 einen Leitfaden „Tourism and visitor management in protected areas – Guidelines for sustainability“ herausgegeben, dessen Grundlagen wesentliche Themen der MMV-Konferenz darstellen.
Spätestens seit der Covid-19-Pandemie sind jedoch weitere Themenfelder in den Fokus gerückt, die nicht unbedingt auf das klassische Konfliktfeld zwischen Naturschutz und Tourismus-/Erholungsnutzung fokussieren. In Anbetracht einer stetig zunehmenden Zahl an Erholungssuchenden in der Landschaft haben auch die Konflikte zwischen den einzelnen Nutzergruppen (Wanderer vs. Mountainbiker z.B.) stark zugenommen. Außerdem rücken Fragestellungen der Teilhabe, Inklusion und der sozialen Gerechtigkeit in den Mittelpunkt des Interesses: Wer nutzt eigentlich Schutzgebiete und warum? Warum sind manchen Bevölkerungsgruppen unterrepräsentiert? Während international eine Vielzahl von Studien durchgeführt wurden, liegen hierzu in Deutschland so gut wie keine Forschungsergebnisse vor. So ist z.B. überhaupt nicht bekannt, welchen Bezug es zwischen der türkischstämmigen Bevölkerung in Deutschland (immerhin 13,1% des Bevölkerungsanteils) und Natur und Landschaft in Deutschland gibt. Es liegen ein paar Studien zu Fragen der Inklusion mit auch einigen Angeboten (z.B. im Nationalpark Hainich) vor, aber insgesamt ist dieser Bereich als Forschungslücke im deutschsprachigen Raum zu beschreiben. Insgesamt sind diese Fragestellungen aber nicht nur aus der Perspektive von Teilhabe und Inklusion zu betrachten, sondern haben auch eine hohe Relevanz im Naturschutz für das Management von Schutzgebieten: Die bislang unterrepräsentierten Bevölkerungsgruppen benötigen ggf. eine andere Infrastruktur in Schutzgebieten als die bestehende (Studien in anderen Ländern deuten darauf hin), weil ganz andere Nutzungen im Interesse stehen. Und mit de Ausgrenzung bestimmter Gruppen fallen ebensolche weg, die ggf. gesellschaftlich und politisch die Rolle von Schutzgebieten für das Erreichen von Biodiversitäts- und der globalen Nachhaltigkeitsziele unterstützen würden.
Dies vorausgeschickt, wurde mit der internationalen Steuerungsgruppe das Konferenzthema für die 12. MMV-Konferenz als „Recreation for all – Innovations to navigate multiple land use interests” (https://www.mmv12.de/en/conference-theme.html) festgelegt. Hiermit sollen folgende wissenschaftliche Fragestellungen – mit einem direkten Bezug zur Praxis und zur Umsetzung – adressiert werden:
1. Verbesserung der wissenschaftlichen Grundlagenforschung in Bezug auf Konflikte zwischen Naturschutz und Tourismus-/Erholungsnutzung:
a. Technische Innovationen im Monitoring (Einsatz von Künstlicher Intelligenz, Drohnen, Nutzung und Auswertung sozialer Medien etc.)
b. Methodische Innovationen im Monitoring (Agentenbasierte Modellierung, adaptives Management, Erfoolgskontrollen/Evaluation bei durchgeführten Managementmaßnahmen)
2. Verbesserung der Teilhabe unterrepräsentierter Nutzergruppen
a. Ansätze zur Verbesserung der Datenlage explizit im deutschsprachigen Raum zur Thematik unterrepräsentierter Gruppen in Natur und Landschaft (innovative empirische Methoden, Beispiele guter Praxis aus anderen Länderrn)
b. Entwicklung von Maßnahmen zur Verbesserung der Teilhabe (Co-Design von Studien, community-based management)
3. Trends im Bereich „nature-based recreation“
a. Veränderungen der Nutzeransprüche und -demographie
b. Klimawandelbedingte Veränderungen der Schutzgebiete und des Nutzerverhaltens
4.Regionalökonomische Effekte von Schutzgebieten
a. Methodische Innovationen zur Messung und Darstellung regionalökonomischer Effekte
b. Darstellung von Ökosystemleistungen der Schutzgebiete
Status | Active |
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Period | 21.06.24 → 31.01.25 |