So sinnvoll sind dieAchtsamkeitshilfen für Kinder

Press/Media

...... Maria von Salisch, Professorin für Entwicklungspsychologiean der Leuphana-Universität in Lüneburg, hat dasInterventionsprogramm »Atempause« an Grundschuleninitiiert und es begleitend evaluiert. 81 Kinder der dritten und vierten Klassen praktizierten im Unterricht bis zu dreimaltäglich drei- bis fünfminütige Achtsamkeitsübungen, »Stillsitzen wie ein Frosch« zum Beispiel. Als Kontrollgruppe dienten 65 Kinder, die bis zu dreimal täglich Mandalasausmalten.
Das Ergebnis: Die Kinder in der Achtsamkeitsgruppe hättensich besser gegenseitig unterstützt und seien mehr füreinanderda gewesen als die Kinder der Malgruppe. Bei Mädchen hättendie Übungen dazu geführt, dass sie sich von sich aus eher umandere kümmerten und ihnen halfen.
Achtsamkeit, glaubt Salisch, könne an zwei Punkten bei derSelbstregulation helfen: Kinder würden zum einen lernen, ihreAufmerksamkeit zu steuern und sich auf die Atmung, ihreaktuellen Emotionen oder Sinneswahrnehmungen zu fokussieren. Zum anderen übten sie, starke Gefühle wie Angstoder Stress zu beobachten und durch bewusstes Atmen nachund nach abzuschwächen.
Wann Achtsamkeit an Grenzen stößt
Die »Atempause«-Untersuchung zeigte aber auch: Die positiven Effekte hielten nicht lange an. Als die Kinder aufhörten mit dem Training, unterschieden sich die Gruppenkaum noch – Langzeiteffekte ließen sich nicht untersuchen,weil die Pandemie dazwischen kam.
Und bei manchen Problemen ist Achtsamkeit klar der falsche Ansatz. Salisch sagt: »Wenn die Schule bei etwa einem Viertel der Kinder und Jugendlichen regelmäßig Stress auslöst, sollte die Gestaltung der Schule überdacht werden.« Regelmäßige Atemübungen können Leistungsdruck, Mobbing oder Lerndefizite nicht einfach in Luft auflösen.

References

Title So sinnvoll sind dieAchtsamkeitshilfen für Kinder
Degree of recognitionNational
Media name/outletDER SPIEGEL 40/2023
Media typePrint
Country/TerritoryGermany
Date04.10.23
Producer/AuthorLeKer, Heike & Stanek, Julia
PersonsMaria Salisch

Description

...... Maria von Salisch, Professorin für Entwicklungspsychologiean der Leuphana-Universität in Lüneburg, hat dasInterventionsprogramm »Atempause« an Grundschuleninitiiert und es begleitend evaluiert. 81 Kinder der dritten und vierten Klassen praktizierten im Unterricht bis zu dreimaltäglich drei- bis fünfminütige Achtsamkeitsübungen, »Stillsitzen wie ein Frosch« zum Beispiel. Als Kontrollgruppe dienten 65 Kinder, die bis zu dreimal täglich Mandalasausmalten.
Das Ergebnis: Die Kinder in der Achtsamkeitsgruppe hättensich besser gegenseitig unterstützt und seien mehr füreinanderda gewesen als die Kinder der Malgruppe. Bei Mädchen hättendie Übungen dazu geführt, dass sie sich von sich aus eher umandere kümmerten und ihnen halfen.
Achtsamkeit, glaubt Salisch, könne an zwei Punkten bei derSelbstregulation helfen: Kinder würden zum einen lernen, ihreAufmerksamkeit zu steuern und sich auf die Atmung, ihreaktuellen Emotionen oder Sinneswahrnehmungen zu fokussieren. Zum anderen übten sie, starke Gefühle wie Angstoder Stress zu beobachten und durch bewusstes Atmen nachund nach abzuschwächen.
Wann Achtsamkeit an Grenzen stößt
Die »Atempause«-Untersuchung zeigte aber auch: Die positiven Effekte hielten nicht lange an. Als die Kinder aufhörten mit dem Training, unterschieden sich die Gruppenkaum noch – Langzeiteffekte ließen sich nicht untersuchen,weil die Pandemie dazwischen kam.
Und bei manchen Problemen ist Achtsamkeit klar der falsche Ansatz. Salisch sagt: »Wenn die Schule bei etwa einem Viertel der Kinder und Jugendlichen regelmäßig Stress auslöst, sollte die Gestaltung der Schule überdacht werden.« Regelmäßige Atemübungen können Leistungsdruck, Mobbing oder Lerndefizite nicht einfach in Luft auflösen.

Period04.10.2023
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