Zur kulturellen Dimension nachhaltiger Entwicklung: eine metatheoretische und diskursanalytische Bestandsaufnahme
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Die Frage nach der Bedeutung von Kultur für das Konzept nachhaltiger Entwicklung ist Ausgangspunkt des vorliegenden Beitrags. Zwei divergente Beobachtungen gaben Anstoß für die Formulierung dieser Fragestellung: erstens spielte in den Formulierungen des 1987 vorgelegten Brundtland-Berichts, dem Schlüsseldokument für die internationale Nachhaltigkeitsdiskussion, „Kultur“ als ein Aspekt des Nachhaltigkeitsleitbildes keinerlei Rolle.
Zweitens bemühen sich seit wenigen Jahren Vertreterinnen und Vertreter der deutschsprachigen Nachhaltigkeitsdiskussion vermehrt um die Implementierung des Kulturbegriffs in das Konzept nachhaltiger Entwicklung. Diesen Bemühungen fehlt es bislang jedoch anweitreichender Resonanz. Zwei zentrale analytische Überlegungen können aus diesen beiden Beobachtungen abgeleitet werden: (1) Die kulturelle Dimension von Nachhaltigkeit zu definieren und anzuerkennen, macht eine grundsätzliche Verständigung über die drei Schlüsselbegriffe – Kultur, Entwicklung und Nachhaltigkeit – erforderlich. (2) Das periodische Auftauchen von Kulturbegriffen in den nationalen und internationalen Entwicklungsdiskursen kritisch zu rekonstruieren, bietet dabei eine konvenable Möglichkeit, dem für den
Nachhaltigkeitsdiskurs unerlässlichen Verständigungs- und Definitionsprozess um den Kulturbegriff, ein elaboriertes Fundament zu geben. Der Beitrag gliedert sich in drei analytische Teile: Die Analyse der großen entwicklungstheoretischen Paradigmen (Modernisierung, Dependenz, Weltsystem) der 1950er bis 1970er Jahre verfolgt das Ziel, die sich wandelnden Vorstellungen von „Kultur“ und insbesondere Auffassungen über ihre Bedeutung für und innerhalb von Entwicklungsprozessen vor Augen zu führen (Abschnitt 5). Daran an schließt eine Rekonstruktionsarbeit die zeigt, wie im Rahmen der „Krise des westlichen Modernismus“, die Radikalisierung der modernen Repräsentations- und Erkenntnisskepsis und der Bruch mit dem modernen Wissensbegriff seit den frühen 1970er Jahren dominante Wertmaßstäbe und Konzepte des Entwicklungsdenkens in Frage stellt. Mit den neueren entwicklungstheoretischen Ansätzen geht eine neue Bewertung der Bedeutung des Kulturbegriffs für Entwicklungskonzepte einher. Die Auseinandersetzung um das Begriffspaar Kultur und Entwicklung kulminiert Anfang der 1990er Jahre in dem Bericht der UN-Weltkommission für Kultur und Entwicklung „Unsere kreative Vielfalt“. Die Analyse dieses Dokuments, speziell der hierin definierten Entwicklungs- und Kulturbegriffe, steht im Mittelpunkt dieses zweiten Analyse-Teils (Abschnitt 6 und 8). Abschließend
werden Schwächen und Stärken des deutschsprachigen Diskurses um Kultur und Nachhaltigkeit vor der kritisch reflektierten Folie des kultur- und entwicklungspolitischen Diskurses der UNESCO diskutiert, mögliche Perspektiven für eine Integration des Kulturbegriffs in das Nachhaltigkeitskonzept aufgezeigt sowie denkbare Anschlussstellen an den international geführten Diskurs um Kultur und (nachhaltige) Entwicklung aufgewiesen (Abschnitt 9-10).
Zweitens bemühen sich seit wenigen Jahren Vertreterinnen und Vertreter der deutschsprachigen Nachhaltigkeitsdiskussion vermehrt um die Implementierung des Kulturbegriffs in das Konzept nachhaltiger Entwicklung. Diesen Bemühungen fehlt es bislang jedoch anweitreichender Resonanz. Zwei zentrale analytische Überlegungen können aus diesen beiden Beobachtungen abgeleitet werden: (1) Die kulturelle Dimension von Nachhaltigkeit zu definieren und anzuerkennen, macht eine grundsätzliche Verständigung über die drei Schlüsselbegriffe – Kultur, Entwicklung und Nachhaltigkeit – erforderlich. (2) Das periodische Auftauchen von Kulturbegriffen in den nationalen und internationalen Entwicklungsdiskursen kritisch zu rekonstruieren, bietet dabei eine konvenable Möglichkeit, dem für den
Nachhaltigkeitsdiskurs unerlässlichen Verständigungs- und Definitionsprozess um den Kulturbegriff, ein elaboriertes Fundament zu geben. Der Beitrag gliedert sich in drei analytische Teile: Die Analyse der großen entwicklungstheoretischen Paradigmen (Modernisierung, Dependenz, Weltsystem) der 1950er bis 1970er Jahre verfolgt das Ziel, die sich wandelnden Vorstellungen von „Kultur“ und insbesondere Auffassungen über ihre Bedeutung für und innerhalb von Entwicklungsprozessen vor Augen zu führen (Abschnitt 5). Daran an schließt eine Rekonstruktionsarbeit die zeigt, wie im Rahmen der „Krise des westlichen Modernismus“, die Radikalisierung der modernen Repräsentations- und Erkenntnisskepsis und der Bruch mit dem modernen Wissensbegriff seit den frühen 1970er Jahren dominante Wertmaßstäbe und Konzepte des Entwicklungsdenkens in Frage stellt. Mit den neueren entwicklungstheoretischen Ansätzen geht eine neue Bewertung der Bedeutung des Kulturbegriffs für Entwicklungskonzepte einher. Die Auseinandersetzung um das Begriffspaar Kultur und Entwicklung kulminiert Anfang der 1990er Jahre in dem Bericht der UN-Weltkommission für Kultur und Entwicklung „Unsere kreative Vielfalt“. Die Analyse dieses Dokuments, speziell der hierin definierten Entwicklungs- und Kulturbegriffe, steht im Mittelpunkt dieses zweiten Analyse-Teils (Abschnitt 6 und 8). Abschließend
werden Schwächen und Stärken des deutschsprachigen Diskurses um Kultur und Nachhaltigkeit vor der kritisch reflektierten Folie des kultur- und entwicklungspolitischen Diskurses der UNESCO diskutiert, mögliche Perspektiven für eine Integration des Kulturbegriffs in das Nachhaltigkeitskonzept aufgezeigt sowie denkbare Anschlussstellen an den international geführten Diskurs um Kultur und (nachhaltige) Entwicklung aufgewiesen (Abschnitt 9-10).
Originalsprache | Deutsch |
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Erscheinungsort | Lüneburg |
Verlag | Institut für Umweltkommunikation der Universität Lüneburg |
Anzahl der Seiten | 45 |
Publikationsstatus | Erschienen - 2006 |
Bibliographische Notiz
Parallel als Online-Ausg. erschienen unter der Adresse A http://deposit.d-nb.de/cgi-bin/dokserv?idn=98033165X
- Nachhaltigkeitskommunikation