The Rise and Fall of Electricity Distribution Cooperatives in Germany

Publikation: Arbeits- oder Diskussionspapiere und BerichteArbeits- oder Diskussionspapiere

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Ländlichen Regionen in Deutschland wurden zu einem großen Teil, wie auch in einigen anderen Ländern weltweit, durch Elektrizitätsgenossenschaften elektrifiziert (z. B. Beiträge in Barnes, 2007). Es gibt im Wesentlichen zwei Kontexte, in denen auf die Erfahrungen mit diesen Stromversorgungsgenossenschaften rekurriert wird: erstens als Vorgänger heutiger Energiegenossenschaften und zweitens in Diskussionen über ländliche Elektrifizierung in armen Ländern. In beiden Fällen ist das Ziel so etwas wie ein "Lernen aus der Geschichte“.
In Deutschland sind von ursprünglich mehr als 6.000 Elektrizitätsgenossenschaften im Deutschen Reich Mitte der 1930er Jahre heute noch 44 „alte“ Elektrizitätsgenossenschaften übrig geblieben Seit 2006 ist die
Zahl an Genossenschaften im Energiesektor stetig angestiegen („neue Energiegenossenschaften“). Während dieses neuere Phänomen einige Aufmerksamkeit in Wissenschaft und Politik gefunden hat, sind Arbeiten zu
alten Elektrizitätsgenossenschaften selten. Daher zielt das Arbeitspapier darauf, einen Überblick über die Entwicklung des genossenschaftlichen Elektrizitätssektors in Deutschland zu geben, die Gründungskontexte und Rollen von Elektrititäsgenossenschaften in der frühen Phase der Elektrifizierung zu untersuchen sowie die Gründe für die Auflösung oder das Überleben der einzelnen Firmen zu erörtern. Insgesamt ist es das Ziel der Arbeit, einige allgemeine Erkenntnisse zur Rolle und Grenzen bzw. Herausforderungen von genossenschaftlichen Lösungen im Energiesektor zu erzielen. Der empirische Teil umfasst vier Teile: (1) allgemeine Statistiken zur Entwicklung des Sektors, (2) eine Analyse des Gründungskontextes von Elektrizitätsgenossenschaften in ausgewählten Regionen, (3) eine Untersuchung der Gründe für die Auflösung sowie (4) eine Beschreibung der Überlebensstrategien verbliebener alter Elektrizitätsgenossenschaften. Darauf folgt eine kurze Diskussion theoretischer Implikationen.
Es scheint bislang keine umfassende Beschreibung deutscher Elektrizitätsgenossenschaften in der Literatur zu geben. Vielmehr wird ein Fokus auf bestimmte Unternehmen (z. B. Leiner, 1982), Regionen (z. B. Konrad, 1936) oder kurze Passagen zu Genossenschaften in Arbeiten zur allgemeinen Entwicklung und politischen Ökonomie des deutschen Elektrizitätssektors (z. B. Zängl, 1989) gerichtet. Daher werden Informationen aus unterschiedlichen öffentlich zugänglichen Quellen zusammengeführt. Die Daten werden vor dem Hintergrund der theoretischen Überlegungen zur Bildung von Genossenschaften, insbesondere im Energiesektor (Hansmann, 1988, 1996), und zur genossenschaftlichen Evolution (Hanisch, 2006) interpretiert.
Unternehmensgeschichten von deutschen Elektrizitätsgenossenschaften zeigen den hohen öffentlichen Einfluss im Elektritzitätssektor. Die Beschreibung der Funktion im Gründungsprozess passt recht gut zur Erklärung von Hanisch (2006) zur Preisfindung und zu Budgetrestriktionen. Politischer Einfluss und die Ausübung von Marktmacht durch lokale Energiemonopolisten könne als eine wesentliche Ursachen für die Auflösung zahlreicher Elektrizitätsgenossenschaften in den 1930er Jahren und nach dem Zweiten Weltkrieg angesehen werden. Kleine Unternehmensgrößen und fehlende Größenvorteile (Economies of Scale) können als Erklärung für die letzte Welle von Auflösungen, die mit der Liberalisierung der Strommärkte 1998 begann, herangezogen werden. Zugleich mag das Studium der Überlebensstrategien verbliebener Elektrizitätsgenossenschaften nützliche Hinweise für die weitere Entwicklung der Genossenschaftstheorie geben.
Titel in ÜbersetzungAufstieg und Niedergang von Elektrizitätsgenossenschaften
OriginalspracheEnglisch
ErscheinungsortLüneburg
VerlagUniversität Lüneburg, Institut für Bank-, Finanz- und Rechnungswesen (IBFR)
Anzahl der Seiten22
PublikationsstatusErschienen - 2015

    Fachgebiete

  • Betriebswirtschaftslehre - Genossenschaftsgeschichte, Elektrizitätsgenossenschaften, Gründungskontext, politische Unsicherheiten, ländliche Elektrifizierung

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