Subjektivierung durch Normalisierung: Zur Aktualisierung eines poststrukturalistischen Konzepts

Publikation: Beiträge in SammelwerkenAufsätze in KonferenzbändenForschungbegutachtet

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Die Bezeichnung 'Poststrukturalismus' ist ein Sammelbegriff, der recht heterogene französische Denkansätze der 1960er bis 1980er Jahre retrospektiv zusammenfasst, die sich selbst nicht so bezeichnet haben. In der deutschen Rezeption der 1970er und vor allem 1980er Jahre war das Label 'postmodernes Denken' ausschlaggebend, um die Arbeiten Derridas, Foucaults, Lyotards und anderer zu charakterisieren. Dabei stand nicht der Gegensatz des Poststrukturalismus zum Strukturalismus im Zentrum, sondern die Frage, ob es verantwortbar sei, auf die normative Kategorie des Subjekts zu verzichten. Während von Foucault und Derrida her die Historisierung bzw. Dekonstruktion des Subjekts zentral war, die Figur des Subjekts also auf die Gegenstandsseite der Untersuchung geschoben wurde, erkannten Gegner unterschiedlicher Provenienz genau darin eine Aufgabe aufklärerischer Prinzipien. Auf Seiten der Poststrukturalismus-Rezeption wiederum verband man mit der radikalen Infragestellung des Projekts der Moderne auch eine ideenpolitische Radikalität, das Projekt einer transgressiven, sowohl gegen die marxistische Orthodoxie als auch gegen die 'verwaltete Gesellschaft' gerichteten Vernunftkritik. Die deutsche Rezeption des Poststrukturalismus ist ohne die Postmoderne-Debatte überhaupt nicht zu verstehen. Der Vortrag versucht vor diesem Hintergrund eine Aktualisierung des Foucaultschen Konzepts der 'Subjektivierung durch Normalisierung'. 'Aktualisierung' soll dabei verstanden werden als die Frage danach, welche Argumente aus den poststrukturalistischen Entwürfen und der deutschen Postmoderne-Debatte zeitgebunden sind, sich also gegen eine unmittelbare Übernahme sperren, welche Argumente im Verlauf der Rezeptionsgeschichte innerhalb der Soziologie adaptiert (und dabei modifiziert) worden sind und welche aus dem Blick geratenen Argumente in einer Rückschau auf den Entstehungskontext des Poststrukturalismus wieder ins Spiel gebracht werden könnten. Mit dem Konzept der 'Subjektivierung durch Normalisierung' wird dabei ein klassisches Thema der Soziologie in einer von den poststrukturalistischen Subjekttheorien inspirierten Formulierung aufgegriffen und exemplarisch betrachtet.
OriginalspracheDeutsch
TitelDie Natur der Gesellschaft : Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006
HerausgeberKarl-Siegbert Rehberg
Anzahl der Seiten10
BandCD-ROM
VerlagCampus Verlag
Erscheinungsdatum2008
Seiten4120-4129
ISBN (Print)978-3-593-38440-5
PublikationsstatusErschienen - 2008
Extern publiziertJa
Veranstaltung37. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie - DGS 2014: Sterben und Tod als (ent-)routinisierte Krisen? - Universität Trier , Trier, Deutschland
Dauer: 06.10.201410.10.2014
Konferenznummer: 37

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