Wissenschaftsraum „Verhaltensökonomik und gesellschaftliche Transformation“

Projekt: Forschung

Projektbeteiligte

  • Technische Universität Clausthal
  • Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover
  • Georg-August-Universität Göttingen
  • Carl von Ossietzky Universität Oldenburg
  • Universität Osnabrück
  • Universität Vechta
  • Fraunhofer-Institut für Angewandte Informationstechnik FIT

Beschreibung

Gesellschaft und Wirtschaft stehen aktuell unter einem enormen Transformationsdruck aufgrund von großen Disruptionen z. B. durch den Klimawandel, die Digitalisierung und künstliche Intelligenz, den demographischen Wandel sowie Migration und Krieg. Für das Flächenland Niedersachsen bringen diese Entwicklungen regional sehr unterschiedliche Herausforderungen mit sich – vom Fachkräftemangel in spezifischen Sektoren, Digitalisierung und E-Mobilität als Leitthema in Wolfsburg und Salzgitter bis zum nachhaltigen Umbau der Landwirtschaft im Oldenburger Münsterland, der Energiegewinnung in den Küstenregionen und punktuellen kommunalen Herausforderungen durch Flüchtlingsunterbringung. Um Handlungsempfehlungen für die Politik, öffentliche Institutionen und die Wirtschaft abzuleiten, ist es essenziell, die durch Transformation ausgelösten Verhaltensänderungen, die Veränderungen ökonomischer Ergebnisgrößen sowie deren Wechselwirkungen besser zu verstehen. Erkenntnisse aus dem Bereich der Verhaltensökonomik können hier wichtige Beiträge leisten, den Wandel durch geeignete Politikmaßnahmen im Sinne des Gemeinwohls zu gestalten. Sie kann auf der Basis experimenteller Methoden präzise Aussagen zur Evaluation von Interventionen machen, aus denen sich statistisch fundierte, auf empirischer Evidenz kausal begründete Empfehlungen u. a. für Politik- und Institutionendesign ableiten lassen. Die Erkenntnisse verhaltensökonomischer Forschung spielen daher auch in der Politikberatung eine wichtige Rolle.1
Die Volkswirtschaftslehre ist zwar unverzichtbar für die Lehre an den niedersächsischen Hochschulen, mit Ausnahme der „Schwergewichte“ Göttingen und Hannover sind die Standorte jedoch bisher für sich genommen zu klein und disparat, um effektiv ökonomische Forschungsschwerpunkte zu etablieren. Das Land verfügt über keine außeruniversitäre ökonomische Forschungseinrichtung, wie beispielsweise das Institut für Weltwirtschaft in Kiel. Es ist daher dringend notwendig, die vorhandenen Kompetenzen und interdisziplinären Anknüpfungspunkte zu bündeln, um eine kritische Masse zu erreichen, die echte Entwicklungschancen bietet und der Relevanz der ökonomischen Forschung für das Land Niedersachsen gerecht wird. Durch eine Bündelung der verhaltensökonomischen Expertise sollen in einem akademisch wie gesellschaftlich höchst relevanten Themenkomplex die wissenschaftliche Leistungsfähigkeit gesteigert, übergreifende Angebote für die universitäre Lehre erarbeitet und der Wissenstransfer in Politik und Wirtschaft mit hochwertigen Formaten erreicht werden.
Der Wissenschaftsraum vernetzt verschiedene Standorte in Niedersachsen systematisch in Forschung, Lehre und Transferaktivitäten. Er umfasst ein interdisziplinäres Team von Professor*innen, die vorwiegend in den letzten Jahren an niedersächsische Universitäten berufen bzw. dort verstetigt wurden und ähnliche bzw. einander ergänzende wissenschaftliche Kompetenzen auf dem Gebiet der Verhaltensökonomik besitzen. Als Kooperationspartner außerhalb Niedersachsens ist das Fraunhofer Institut für Angewandte Informationstechnik (FIT) vorgesehen. Der Fokus der beteiligten Kolleg*innen liegt insbesondere auf der empirischen Analyse des Verhaltens heterogener Akteure (insbesondere in den Dimensionen Stadt-Land, Einkommen, Gender, soziale/kulturelle Diversität, Risikoeinstellungen und politische Einstellungen).2 Die Erfassung der sozialen Heterogenität im Flächenland Niedersachsen ist uns ein besonderes Anliegen, denn die meisten Studienergebnisse in der Verhaltensökonomik beruhen auf Forschung mit recht selektiven Stichproben.

Für das Land wären die aus dem Wissenschaftsraum zu erwartenden Erkenntnisse im Hinblick auf das verbesserte Verständnis und den Umgang mit gegenwärtigen und zukünftigen Transformationsprozessen von großer Bedeutung.
Der hier beantragte Wissenschaftsraum leitet eine dauerhafte standortübergreifende Kooperation ein. Zwischen einigen der Verbundpartner bestehen bereits langjährige Kooperationen, die erstens ausgebaut und intensiviert und zweitens um weitere Standorte erweitert werden sollen. Mit dem Netzwerk werden der wissenschaftliche Austausch zwischen den Standorten gefördert, für die Promovierenden und Master-Studierenden ein verbreitertes Angebot sowie bessere Forschungs- und Studienbedingungen geschaffen und nicht zuletzt auch Verbundvorteile in der verhaltensökonomischen Forschung generiert (z. B. durch die Schaffung einer gemeinsamen Infrastruktur für (Online-)Experimente). So würde der Wissenschaftsraum nicht nur die Grundlage für eine nachhaltige Vernetzung der niedersächsischen Hochschulen im Bereich der Verhaltensökonomik legen (siehe Abschnitt 2.7 „Anschlussperspektiven“), sondern auch einen zweiten Leuchtturm neben dem international sichtbaren Schwerpunkt auf Entwicklungsökonomik an der Georg-August-Universität Göttingen schaffen. Dieser Leuchtturm würde nicht auf eine einzelne Universität beschränkt sein, sondern die individuellen Stärken der beteiligten Standorte bündeln und eine Größe erreichen, die eine vielversprechende Basis für weitere Aktivitäten darstellen und eine erhöhte nationale wie internationale Sichtbarkeit ermöglichen würde.
StatusNicht begonnen
Zeitraum01.09.2431.08.28