Urkommunismus als narratives Konzept zwischen 1848 und 1940

Projekt: Dissertationsprojekt

Projektbeteiligte

Beschreibung

Ziel meines Projektes ist es, zu untersuchen, wie sich das Narrativ des ‚Urkommunismus‘ an der Grenze zwischen Politik und Ethnographie im 19. und frühen 20. Jahrhundert entwickelt. Im Fokus stehen dabei unter anderen die Schriften von Lewis Henry Morgan, Friedrich Engels, Rosa Luxemburg sowie Pjotr Kropotkin, die maßgeblich zur Verfestigung und Entwicklung des Narratives beigetragen haben. Dabei bauen diese Texte auf wesentlich älteren Topoi auf, wie beispielweise der Idee eines friedlichen ‚Naturzustandes‘ oder eines ‚Goldenen Zeitalters‘, die als Beispiele eingeführt werden, um die Gesellschaft der Autor*innen kritisch zu kontrastieren. Da die Erweiterung des Narratives nicht linear verläuft, sollen ganz unterschiedliche Textgattungen, aus den Bereichen politischer Ökonomie, Wirtschaftsgeschichte, politischer Theorie, Moralphilosophie, Ethnologie sowie Belletristik miteinbezogen werden.

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstehen mit Darwins Evolutionstheorie und der Ausdifferenzierung der Ethnologie als Disziplin auf der einen Seite sowie Marx’ Historischem Materialismus und kommunistischen Bewegungen auf der anderen Seite entscheidende historische Voraussetzungen, um dieses Narrativ zu modifizieren. Die abstrakte Idee eines ‚Naturzustandes‘ wird nun zugleich in der fernen, prähistorischen Vergangenheit sowie im ethnologischen Präsens verortet. Spezifische Formen des Zusammenlebens werden dezidiert als ‚kommunistisch‘ benannt und damit in einen konkreten politischen und moralphilosophischen Interpretationszusammenhang eingebettet. Zentrales Motiv ist hierbei der Evolutionismus sowie eine evolutionistische Ethnographie, die eine diachrone Suche nach den biologischen Grundlagen des menschlichen Zusammenlebens in der „Tier und Menschenwelt“ (Kropotkin) zulässt und damit eine Grundlage der modernen Soziobiologie darstellt.

Die Arbeit leistet einen Beitrag zur Dekolonisierung von Wissensbeständen sowie zur Untersuchung der Entwicklung eines Wissens über die Ur- und Frühgeschichte und verfolgt dabei die These, dass Geschichte immer auch durch politische Ästhetiken strukturiert ist.
StatusLaufend
Zeitraum01.10.22 → …

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    556 KB, PDF-Dokument

    17.05.24