"Sagen was wir sind" - Die Theoriebildung der radikalen Schwulenbewegung als (Konstellation der) Kritik

Projekt: Dissertationsprojekt

Projektbeteiligte

Beschreibung

Mein Projekt untersucht die kritische Theoriebildung der radikalen Schwulenbewegung der 1970er Jahre in (West-)Deutschland als eine spezifische Konstellation der Kritik. Neben den konkreten theoretischen Inhalten stehen dabei auch die Theoriebildungsprozesse im Fokus der Arbeit. In den Versuchen der Bewegung, den Zusammenhang von Sexualität und Herrschaft zu analysieren und zu kritisieren, zeigt sich ein wesentliches Kennzeichen ihrer Praxis: das reziproke Verhältnis von Erfahrung und Kritik. Der hegemonialen Wissensproduktion wurde eine subjektive, von eigenen Erfahrungen ausgehende Auseinandersetzung entgegengestellt, die sich als Politik der ersten Person beschreiben lässt. Als historisch verortete, kritische Praxis zielten die Interventionen und Debatten der Bewegung auf eine Verhältnisbestimmung von Gesellschaft, Geschlecht, Sexualität und Emanzipation – sie sind daher ebenso ein Beitrag zur Theoretisierung von Sexualität, wie sie ein Modus von Kritik sind.

Neben der historischen Bedeutung kommt dieser Praxis eine bemerkenswerte Originalität und überraschende Aktualität zu, die in ihren uneingelösten Momenten auf ein transformierendes Potenzial in der Gegenwart verweist, das auch heutige (queere) Theorie und Praxis informieren kann.

Die Arbeit greift unter anderem auf die Geschichtsverständnisse Walter Benjamins, Hannah Arendts sowie gegenwärtiger feministischer Anschlüsse daran zurück, um ein Verständnis von nicht-linearer und multidirektionaler Geschichte zu entwickeln, das die Möglichkeit eröffnet, die theoretischen Entwürfe der Schwulenbewegung zugleich als Zeitdokumente und als gegenwärtig wirksame Kraft zu bestimmen.
StatusLaufend
Zeitraum01.10.22 → …

Dokumente

  • Poster

    823 KB, PDF-Dokument

    17.05.24