Mobil im Saarpfalz-Kreis (Modellprojekt Querverkehr)

Projekt: Forschung

Projektbeteiligte

  • Höger, Rainer (Wissenschaftliche Projektleitung)
  • Heine, Wolf-D. (Wissenschaftliche Projektleitung)

Beschreibung

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Entwicklung eines innovativen Mobilitätsmanagements für den Saarpfalz-Kreis: Entwicklung eines Kon-zeptes für die konventionelle Mobilitätsberatung, Erprobung innovativer Formen der Mobilitätsberatung im Rahmen einer erfahrungsvermittelnden Mobilitätsberatung und enge Verzahnung der Verkehrsplanung mit der Mobilitätsberatung. Ziel des Projektes ist es, dieses innovative Mobilitätsmanagement in Form einer Mobilitätszentrale für den Saarpfalz-Kreis zu institutionalisieren und langfristig zu etablieren.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDas Projekt Mobil im Saarpfalz-Kreis gliederte sich in drei Phasen. In Phase 1, Mobil im Alltag - Aktion Der TEST, wurden durch konkrete Handlungsangebote (Bereitstellung qualitativ hochwertiger Fahrräder, Fahrradausstattung und Bustickets) ausgewählten Testpersonen die Gelegenheit gegeben, ohne Autoverzicht Erfahrungen mit dem Umweltverbund zu sammeln. Die Aktion Der TEST wurde durch eine intensive Öffentlichkeitsarbeit vorbereitet und begleitet. Eine externe wissenschaftliche Evaluierung erfolgte mit Unterstützung des saarländischen Ministeriums für Umwelt, Energie und Verkehr. Weiter wurde das Ziel verfolgt, Aussagen darüber zu machen, welche neuen und unkonventionellen Elemente der Öffentlichkeitsarbeit für die Verkehrsmittelwahl zugunsten des Umweltverbundes im Rahmen eines institutionalisierten Mobilitätsmanagements im Saarpfalz-Kreis dauerhaft eingesetzt werden können. Mit der Test-Aktion wurde darüber hinaus das Ziel verfolgt, Informationen über die Nutzerfreundlichkeit der Infrastruktur des Umweltverbundes im Saarpfalz-Kreis zu erhalten.
In Phase 2 Mobil zur Arbeit war das Ziel, aufbauend auf den Ergebnissen von Phase 1 durch Handlungsanreize wie eine Verbesserung der Erreichbarkeit von Arbeitsstätten mit Verkehrsmitteln des Umweltverbundes im Saarpfalz-Kreis, die Bereitstellung von Schnuppertickets und Job-Tickets und eine betriebliche Mobilitätsberatung den Anteil der Nutzer des Umweltverbundes auf dem Arbeitsweg zu erhöhen.In Phase 3 Mobil in der Freizeit war das Ziel, durch konkrete Angebotsverbesserungen des Öffentlichen Personennahverkehrs die Erreichbarkeit von attraktiven Freizeitzielen im Saarpfalz-Kreis zu erhöhen und dadurch den Anteil des Umweltverbundes am Freizeitverkehr zu steigern.


Ergebnisse und Diskussion

Die Aktion Der TEST stieß aufgrund der breit angelegten Öffentlichkeitsarbeit auf eine hohe Resonanz in der Bevölkerung und bei Institutionen. Obwohl die wissenschaftliche Evaluation, teils bedingt durch die angewandte Methodik, eine verhaltensstabilisierende Einstellungsänderung der TEST-Teilnehmer zugunsten des Umweltverbundes nicht feststellen konnte, wurde während der Testphase eine signifikante Steigerung des Radverkehrsaufkommens festgestellt, die mit einer hohen Akzeptanz der zur Verfügung gestellten Verhaltensangebote (qualitativ hochwertige Fahrräder und Zubehör), der Schaffung eines positiven Meinungsklimas durch Öffentlichkeitsarbeit und der Betreuung durch das Projekt begründet werden kann. Die Kritik an der Radverkehrsinfrastruktur (kein Radwegenetz, fehlende Beschilderung) blieb verhalten. Dagegen verbesserte sich der ÖPNV-Anteil am Verkehrsaufkommen der Befragten nicht nennenswert, eine Folge zum Teil massiver Kritik an der Angebotsqualität des Busverkehrs in den Bereichen Fahrzeuge, Fahrplan und Tarif.
Schlußfolgerung: Der Erfolg einer erfahrungsvermittelnden Mobilitätsberatung steht und fällt mit einer für die Bürgerinnen und Bürger bemerkbaren nutzerfreundlichen Optimierung der Verkehrsinfrastruktur im Umweltverbund. Aufgrund dieser Erkenntnisse, die bereits während der Testphase durch die Projektmitarbeiter aufgrund der Rückmeldungen der Test-Teilnehmer gewonnen wurden, wurde im Projekt ein weiterer Schwerpunkt auf die Verbesserung der Angebotsstrukturen im ÖPNV und im Radverkehr gesetzt. Das Projekt entwickelte sich einerseits zu einer Koordinationsstelle im ÖPNV zwischen dem Landkreis Saarpfalz als Aufgabenträger im ÖPNV Bus und der im Saarpfalz-Kreis tätigen Regionalbus Saar-Westpfalz GmbH als Verkehrsdienstleister und andererseits als Koordinationsstelle zwischen den für die Radverkehrsinfrastruktur zuständigen kommunalen Stellen, der Saarpfalz-Touristik und der saarländi-schen Landesregierung.
Schwerpunkt von Mobil im Saarofalz-Kreis in der zweiten Projektphase war die betriebliche Mobilitätsberatung des Kooperationspartners Universitätskliniken Homburg, mit rund 6000 Beschäftigten, 2000 Studierenden und täglich 600 ambulanten Patienten einer der bedeutendesten Verkehrserzeuger im Saarpfalz-Kreis. Ziel der Beratung war die Initiierung geeigneter Maßnahmen zur Verlagerung größerer Verkehrsanteile auf den Umweltverbund wobei die Einbeziehung von Verwaltungsspitze und Belegschaft in den Diskussionsprozess im Rahmen einer Projektsteuerungsgruppe und von Arbeitsgruppen zur Erhöhung der Akzeptanz der Maßnahmen ein Schwerpunkt war. Die optimale Anbindung der Universitätsklini-ken an den neuen Stadtbus Homburg (Start: Oktober 1998) und die Einrichtung von 850 Fahrradabstellanlagen sind wesentliche Ergebnisse des Projektes. Entsprechend den Projektinhalten und -zielen wurde in der dritten Projektphase die Akzeptanz einer Angebotsverbesserung im Freizeitverkehr in Kombination mit einem intensiven Marketing getestet. Ergebnis: Die Konzeption, mit einem sehr guten Fahrplanangebot, günstigen zielgruppenorientierten Tarifen und hochwertigen Fahrzeugen in den Freizeitbus-Test einzutreten verbunden mit einer intensiven Öffentlichkeitsarbeit hat sich bewährt und hat zu einer Verdoppelung der Fahrgastzahlen im Freizeitverkehr geführt. Diese vier Komponenten verbunden mit einem touristisch interessanten Raum sind Voraussetzung für einen Erfolg von Freizeitbusverkehren im ländlichen Raum. Der Verkehr ist aufgrund des positiven Ergebnisses seit 1999 Bestandteil des Linienfahrplanes.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Die Präsentation des Projektes Mobil im Saarpfalz-Kreis soll im Rahmen eines Abschlußworkshops mit den beteiligten Kooperationspartnern erfolgen. Die wesentlichen Projektergebnisse sollen vorgestellt, die Methoden und Ergebnisse unter dem Aspekt der Praxistauglichkeit im Rahmen eines Mobilitätsmanagements/Mobilitätsberatung einer einzurichtenden Mobilitätszentrale im Saarpfalz-Kreis diskutiert werden. Die Ergebnisse sollen in Form einer Broschüre veröffentlicht werden.


Fazit

Das Projekt Mobil im Saarpfalz-Kreis kann als gelungener Einstieg in das Aufgabengebiet des Mobilitätsmanagements und der Mobilitätsberatung im Saarpfalz-Kreis gewertet werden. Ein Mobilitätsmanagement bestehend aus den Komponenten konventionelle Mobilitätsberatung und erfahrungsvermittelnder Mobilitätsberatung sowie die enge Verknüpfung mit der Nahverkehrsplanung und der Radverkehrsplanung des Landkreises und die Koordination unterschiedlicher Planungsträger von der kommunalen bis zur Landesebene haben sich bewährt. Zahlreiche Projekte zur Förderung des Umweltverbundes wurden initiiert. In der Umsetzung des Nahverkehrskonzeptes des Saarpfalz-Kreises und der Entwicklung des Radwegenetzes im Saarpfalz-Kreis entstand eine Eigendynamik, die über das Projekt hinaus wirkt. Die geplante Einrichtung einer Mobilitätszentrale in gemeinsamer Trägerschaft des Regionalbusunternehmens RSW und dem Saarpfalz-Kreis soll im Jahr 2001 erfolgen.
StatusAbgeschlossen
Zeitraum01.10.9521.12.00

Zuletzt angesehen

Publikationen

  1. What can be learnt from the brazilian cerrado?
  2. Um die protestantische Wahrnehmung der Kultur
  3. Travel behaviour of patients with haemophilia
  4. Segment profitability in the leisure industry
  5. Thema: Protest Policing – Eine Bestandsaufnahme
  6. Justifying Theatre in Organizational Analysis
  7. Die Reregulierung der Versicherungsvermittler
  8. Democratic Aspiration Meets Political Reality
  9. The disproportionate value of scattered trees
  10. Fairness und Fairplay aus pädagogischer Sicht
  11. Betriebliche Altersversorgung (§ 2 Abs. 2 Satz 2)
  12. CETUS – a baseline approach to type extraction
  13. Unternehmenssteuerrecht und Steuerbilanzrecht
  14. "Wissenschaft, Forschung, Ausbildung, Fortbildung"
  15. Die mitbestimmungsfreie Zone - ein Problemfeld?
  16. Kommunikationswissenschaft und Gender Studies
  17. Historical dictionary of children's literature
  18. Making the most out of timeseries symptom data
  19. Appold, Kenneth G.: Orthodoxie als Konsensbildung
  20. Das Museum als öffentlicher Raum in der Stadt
  21. Appointing to Govern: Party Patronage in Europe
  22. Loan managers’ trust and credit access for SMEs
  23. Das universitäre Kaleidoskop der Lehrerbildung
  24. Finanzierung freier Träger der Sozialen Arbeit
  25. Facing Apathy in Joyce Carol Oates’ “Death Watch”
  26. Digital Media Facades for Lively Public Spaces
  27. Do high incomes reflect individual performance?
  28. The traditional ecological knowledge conundrum
  29. Kollegiale Fallberatung in inklusiven Settings
  30. Die Plurifunktionalität der Offenen Bibliothek
  31. Nachhaltigkeitsberichterstattung nach der CSRD
  32. Internetbasierte psychologische Interventionen
  33. How difficult is the adaptation of POS taggers?
  34. Liquid Democracy and the Futures of Governance
  35. Do compensation processes impair mental health?
  36. Selbstentfaltung und künstliche Verwandtschaft
  37. Medienökonomien. Einleitung in den Schwerpunkt